Viele Haken beim 1-Euro-Verkauf
Die HNA berichtet online und in der Druckausgabe über "Kritik mit vielen Haken: Gutachter wollte ehemaliges Landratsamt kaufen". Der 1-Euro-Verkauf des ehemaligen Landratsamtes sei wieder in den Schlagzeilen.
Ungereimtheiten von Anfang an
Von Anfang an gab es im Verfahren der Überlassung des städtischen Gebäudes an die Kraftstrom Bezugsgenossenschaft viele Haken:
# Es wurde kein Wertgutachten erstellt.
# Eine Schadensermittlung und eine darauf aufbauenden Bewertung von Instandhaltungskosten wurde nicht vorgelegt.
# Die beabsichtigte Veräußerung der Immobilie wurde nicht ausgeschrieben. So wurde kein Überblick über Kaufinteressenten und die Höhe des Marktwertes erzielt.
# Die Immobilie wurde freihändig abgegeben, dabei ist das öffentliche Interesse nicht eindeutig definiert worden, wie es der Hessische Städtetag aufgrund der Gesetzteslage beschrieb.
Die Information in den Gremien
Der Bürgermeister wies im parlamentarischen Verfahren den Vorschlag einer Erbrbaurechtslösung zurück, ohne nachzuweisen, dass dies keine Vorteile brächte. Ein eigenes Schreiben an den Magistrat, das diesen Vorschlag aufgriff und weitere zur Diskussion stellte, wurde bis heute nicht beantwortet. In den Ausschussitzungen im Oktober führte der Bürgermeister auffällig oft das Wort, obwohl er nur zur Beantwortung von Fragen teilnahm.
Wieviel ist die Immobilie wert?
Bereits im Oktober 2014 schätzte ich anhand einer groben Faustformel zur Immobilienbewertung ein Wert von 300.000 Euro. Als dann das Gutachten des Sachverständigen für Immobilienbewertung auftauchte, ließ Bürgermeister Dr. Ritz durch seinen Anwalt behaupten, ein solches Gutachten gäbe es nicht.
– Textpassage aus juristischen Gründen gelöscht, 26.03.2015 –
Der Sachverständige Prof. Dr. Retzer wurde vom Amtsgericht Homberg, später vom Amtsgericht Fritzlar in vielen Zwangsversteigerungen zur Immobilienbewertung herangezogen und ist darüberhinaus bundesweit gutachterlich tätig. Deshalb war kein Grund ersichtlich, seine Aussagen in Zweifel zu ziehen, zumal er viele Objekte in der Region kennt und sich selbst nachweislich mit Mietwohnungbau in denkmalgeschützten Häusern im Schwalm-Eder-Kreis engagiert.
Immobilienbestand der Stadt
Die Stadt besitzt über 100 Gebäude, von der Friedhofshalle bis zum Rathaus. Es hieß, die Stadt müsse sich von unwirtschaftlichen Gebäuden trennen. Doch die Mehrheitsfraktionen taten das Gegenteil.
Im letzten Jahr wurden die Schirnen mit ihren Bauschäden teuer gekauft. Vor der Wahl sprach sich der Bürgermeister gegen den Kauf des Gebäudes mit der Gaststätte Krone aus. Nach der Wahl argumentierte er für den Kauf. Beide Gebäude haben zur Zeit keinen wirtschaftlichen Nutzen. Selbst die vorgerechneten Mieteinnahmen für die Schirnen sind unrealistisch, denn sie sind im jetzigen Zustand nicht zu vermieten.
Rufschädigung statt Fakten
Statt auf die Faktenlage einzugehen wird versucht, den Ruf des Sachverständigen zu schädigen. So heißt es in dem HNA-Beitrag:
"Wie die HNA zudem aus verlässlicher Quelle erfahren hat, besitzt Retzer in Gudensberg Immobilien, die vermietet, aber in einem schlechten Zustand sind."
Weiter schreibt die HNA.
Nach HNA-Informationen soll Retzer auch mit Investoren für das ehemalige Kasernengelände kooperiert haben – aus dem Verkauf an die Investoren wurde nichts, die Finanzierung stand auf wackligen Füßen.
Aus welcher Quelle stammt diese HNA-Information? Bisher ist lediglich bekannt, dass Ex-Bürgermeister Wagner im Zusammenspiel mit der Hessische Landgesellschaft (HLG) die Battle Tank Dismandling Koch GmbH (BTD) fast zwei Jahre als Investor vorgestellt hat. Am Ende war es deren Geschäftsführer, der als Käufer in eigener Sache auftrat und erklärte, sie können nicht finanzieren.
Wieso schaut sich die HNA nicht die Häuser von Herrn Dr. Retzer in Homberg an und befragt die Mieter? Wenn die HNA schreibt, die Immobilien in Gudensberg seien in schlechtem Zustand, suggeriert sie einen unzuverlässlichen Vermieter, nennt aber nicht, was schlecht sein soll.
Diese Rufmordkampagne ist noch weiter zu recherchieren.
Kein Bedarf an bezahlbaren Wohnungen in Homberg?
Bürgermeister Dr. Ritz wird in dieser Frage von der HNA wie folgt zitiert.
Die Kritik von Retzer sei absurd, so Ritz. Zudem sei sozialer Wohnungsbau in Homberg gewollt und es gebe keinen Mangel an Wohnungen.
An verschiedenen Stellen in Homberg, auch im Bürgerbüro, fragten Wohnungssuchende vergeblich nach bezahlbaren Wohnungen.
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