Die Immobilien von Schoofs in Homberg
In der letzten Sitzung des Bauausschusses wollte die Stadtverordnete Edelmann-Rauthe (CDU) unter dem Punkt Verschiedenes wissen, wie es mit den beiden Grundstücken weitergeht, die Schoofs gekauft hat.
Frau Edelmann-Rauthe gibt an, dass noch zwei Immobilien in der Kernstadt im Eigentum von Schoofs stehen. Gibt es hier Informationen, wie es mit den beiden Immobilien weitergeht? Quelle
Die Frage kann wohl nur Schoofs selbst beantworten, welche zur Zeit in einer Insolvenz stecken.
Warum hat Schoofs die Grundstücke gekauft?
Gebäude 1: Autohaus Weckesser in der Ziegenhainer Straße
Für das ehemalige Autohaus Weckesser in der Ziegenhainer Straße interessierte sich der Projektentwickler Radisbona aus Regensburg. Auf der Fläche sollte ein Nahversorgungszentrum gebaut werden, wie es auf der Grundlage des bestehenden Bebauungsplans möglich war.
Der Bürgermeister versuchte, das mit einer Veränderungssperre zu verhindern, der Weg war rechtswidrig. Es drohten Schadensforderungen gegen die Stadt. Schoofs kaufte das Gelände, um so das Nahversorgungszentrum zu verhindern, damit die Vermietung des geplanten Einkaufszentrums auf dem Ulrich-Areal nicht gefährdet wird.
In dem Wohnteil des Gebäudes brachte Schoofs Arbeiter unter, die auf seiner Baustelle des Einkaufszentrums arbeiteten. Der Wohnteil scheint jetzt leer zustehen. In der ehemaligen Ausstellungshalle stellt die Feuerwehr ihre Sammlung historischer Fahrzeuge und Geräte aus.
Gebäude 2: Wiskemann-Villa in der Kasseler Straße
Später Autohaus, später Spielhalle im Erdgeschoss, jetzt geschlossen. Steht zur Vermietung.
Schoofs strebte die größtmögliche Verkaufsfläche im Einkaufszentrum an. Um das zu erreichen, wurden gegen den Willen der Bürger auf einem Areal große alte Bäumen gefällt.
Weiterhin wurden zwei Häuser abgerissen, die unter Denkmalschutz standen. Es waren Gebäude aus der Zeit der Stadterweiterung. Lediglich die sogenannte Wiskemann-Villa, so genannt nach dem Bauherren, blieb stehen. Sie wurde aber ringsum so zugebaut, das von dem Charme einer Villa nichts übrig blieb. Seit Monaten hängt ein Banner am Gebäude und lädt dazu ein, Flächen zu mieten. Es gibt offensichtlich kein Interesse, da das Gebäude zudem noch so verhunzt worden ist.
Der verantwortliche Stadtplaner Marcus Staedt vom Kasseler Planungsbüro ANP plante alle Flächen bis an die Grenze des Villengrundstücks. Auf das Kulturdenkmal wurde gestalterisch keine Rücksicht genommen.
Der erste Plan des Büros ANP musste nach der ersten Offenlegung der Planung umstrukturiert werden. Die Belieferung des Einkaufszentrum sollt über den Bindeweg erfolgen. Die Liefereinfahrt lag der Schule gegenüber. Der Elternbeirat der Schule konnte auf die Gefahren auf dem Schulweg hinweisen, die Verkehrspolizei unterstützte diese Bedenken. ANP musste umplanen. Es zeigt sich, wie wichtig Bürgerbeteiligung ist und zur Verbesserung beiträgt, wo ANP seine Planung nur am größtmöglichen Profit für den Bauherrn ausrichtete.
Hintergründe des Kaufs
Beide Gebäude hatte die Firma Schoofs gekauft, um des Bau des Einkaufszentrums zu realisieren. Es ist lehrreich, es sich genauer anzusehen, es zeigt etwas von rechtswidrigem Vorgehen der Stadt, das immer wieder von allen geduldet wird und bei dem auch die Bauaufsicht mitspielte.
Nachdem das Autohaus Weckesser den Betrieb an diesem Standort eingestellt hatte, wollte ein Projektentwickler auf dem Gelände ein kleines Nahversorgungszentrum einrichten, das bis 800 qm auf dem Gelände zulässig ist. Die Planer hatten dazu extra ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben.
Diese Planung kam dem neu ins Amt gekommenen Bürgermeister Dr. Nico Ritz in die Quere. Er wollte mit der Firma Schoofs zusammen eine großes Einkaufszentrum auf dem Gelände, wo es heute steht. Ein Ausspruch des Bürgermeisters: Wir dürfen die "riesengroße Chance nicht versemmeln".
Der Stadtplaner Markus Staedt vom Büro ANP in Kassel unterstützte den Bürgermeister mit falschen Kaufkraftzahlen, die doppelt so hoch waren wie die tatsächlichen Werte der IHK. Herr Staedt hat inzwischen seinen Arbeitgeber gewechselt, er ist jetzt Fachbereichsleiter im Rathaus.
Es sollte aber nicht bei den falschen Kaufkraftzahlen bleiben.
Ein Nahversorgungszentrum am unteren Ende der Ziegenhainer Straße würde dem geplanten Einkaufszentrum auf dem Gelände des ehemaligen Ulrich-Autohauses Kunden und damit Kaufkraft wegnehmen. Mögliche Mieter für das Einkaufzentrums könnten abgeschreckt werden.
Der Bürgermeister wurde tätig und legte den Stadtverordneten einen Beschluss vor, den diese abnickten.
Damit hatten sie eine Veränderungssperre für das Weckessergelände beschlossen. Das war vor genau 10 Jahren, am 5. März 2015.
Vier Monate später, im Juli 2015, drängte der Bürgermeister darauf, die Veränderungssperre wieder aufzuheben. Die Veränderungssperre würde vor Gericht keinen Bestand haben. Sie war rechtswidrig. Der Projektentwickler für das Weckessergelände verlangte die Aufhebung und Schadenersatz.
Damit hatte sich der Bürgermeister in ein Sackgasse manövriert.
Schoofs und sein Planer waren damit nicht einverstanden. Sie fürchteten, dass Mieter für das Einkaufszentrum abspringen würden, wenn der Nahversorger in der Nähe wäre.
Sie versuchten den Bürgermeister dazu zu bewegen, das Vorkaufsrecht erst dann aufzuheben, wenn die Mietverträge auf dem Ulrich-Areal alle unter Dach und Fach sind:
Siehe E-Mail vom 23. Juli 2015
Die Stadtverordneten folgen der vorgelegten Beschlussvorlage und hoben die Veränderungssperre auf. Das Nahversorgungszentrum könnte geplant und gebaut werden. Schoofs wollte das verhindern, es gelang ihm, das Grundstück selbst zu kaufen. Wie es gelungen war, Weckesser zum Verkauf des Grundstück zu bewegen, obwohl es schon einen anderen Kaufinteressenten gab, ist im Detail nicht bekannt. Vermutet wird, dass andere Akteure nachgeholfen haben. So ist Schoofs in den Besitz des Grundstücks gekommen, das er aber gar nicht brauchte.