Stele der Toleranz: Wie konnte das passieren?
Foto: Ausschnitt aus dem Text der "Stele der Toleranz"
Diese Frage,
die sich auf die Zeit des Nationalsozialismus bezieht, beantwortet sich heute
durch das Geschehen zur Aufstellung der "Stele der Toleranz".
Wie konnte es passieren, dass die Aufstellung der Stele mit dem groben Fehler vom "braunen Mopp" nicht gestoppt und korrigiert wurde?
Der Künstler und Vorsitzender des Vereins wurde über den Text und den Schreibfehler vor der Einweihung informiert und um Stellungnahme gebeten. Er hat nicht geantwortet und hat die Aufstellung und die Einweihung nicht gestoppt, hat es geschehen lassen.
Die Homberger Honoratioren hätten die Aufstellung abbrechen und vertagen können, bis der Fehler beseitigt ist, haben es geschehen lassen.
Die Homberger Presse hätte kritisch berichten können und auf Änderung des Textes hinweisen können, hat es geschehen lassen.
Die bei der Einweihung der Stele Anwesenden hätten lesen können, was dort geschrieben steht und darauf reagieren können. Sie alle haben es geschehen lassen: der Landrat, der Bürgermeister, der Initiator, die Sparkassenvertreter, die Lehrer, die Mitglieder des Magistrats, die Vertreter des Stelen-Vereins.
Sie haben durch ihr Verhalten demonstriert: "So konnte es passieren."
Alle haben sich nicht mit dem Inhalt des Textes beschäftigt, vielleicht gar nicht gelesen, haben einfach mitgemacht bei der Zeremonie. Dabei wäre es ein Leichtes gewesen, diese Peinlichkeit vorab zu vermeiden. Es wurde durchgezogen wie es geplant war, keiner sagte Nein.
Nach 1933 war es sehr viel gefährlicher, Nein zu sagen und dennoch hat es immer auch Menschen gegeben, die auf verschiedene Weise ihren Widerstand zum Ausdruck gebracht hatten, zum Teil unter Einsatz ihres Lebens.
Angesichts der Menschen, derer in wenigen Tagen am 20. Juli gedacht wird, ist das Verhalten der Heutigen beschämend. Sie stellen sich hin und appellieren: "stärke dein Immunsystem täglich und bewusst" und sind nicht in der Lage, auf einen groben Fehler hinzuweisen und Zeit zu lassen, ihn zu korrigieren.
Mail an den Künstler und Vorsitzenden des Vereins
"Netzwerk Stele der Toleranz" vom 8.Juli 2024
Sehr geehrter Herr Hartmann,
Am 4. Juli 2024 wurde in Homberg (Efze) die "Stele der Toleranz" in der Ziegenhainer Straße neben dem Gebäude der Kreissparkasse aufgestellt.
Am 11. Februar 2024 berichtete die Lokalzeitung HNA über den Stadtverordnetenbeschluss eine Stele der Toleranz aufzustellen. Initiator ist Herr Peter Capitain aus Homberg.
In der Beschlussvorlage für die Stadtverordnetenversammlung heißt es:
Initiator des Vorhabens ist der – inzwischen ehemalige –
Leiter der hiesigen Niederlassung der Weber Ingenieure GmbH
(ehemals Unger Ingenieure) Herr Dipl.-Ingenieur Peter Capitain.
Auf der roten Glasscheibe ist ein Text über den Bezug zu Homberg und den Standort zu lesen.
Dieser Text ist äußerst fragwürdig und die gebrauchten Metaphern werden dem Anliegen nicht gerecht.
Peinlicher noch ist ein Schreibfehler.
Der Satz lautet:
Hier an diesem Platz wurde ihr Zuhause – das Kaufhaus Höxter – im Jahre 1938 enteignet und abgerissen. Der braune Mopp war zufrieden und die Nachbarn, Homberger Bürger, Freunde und Angestellte hatten es geschehen lassen. Wie konnte das passierten?
Mit "brauner Mopp" ist wohl Mob gemeint und nicht der Wischmopp. Wikipedia beschreibt Mob unter anderem so: "eine Masse aus Personen des einfachen Volkes bzw. eine sich zusammenrottende Menschenmenge mit überwiegend niedrigem Bildungs- und Sozialniveau.
Der Text endet mit dem Appell:
Daher der Appell: stärke dein Immunsystem täglich und bewusst.
Für unsere Demokratie, unser Deutschland, unsere Heimat und für deine Nachbarn.
Ist Ihnen das Projekt und der Text bekannt?
Wie stellt sich der Förderverein zu diesem Vorgang.
Mit freundlichen Grüßen
Delf Schnappauf