Zwölf SambatÀnzerinnen zur Feier Hans Stadens
Abbildung: Draufsicht auf die gefangenen schwarzen Menschen in einem Sklavenschiff mit dem sie von Afrika nach nach Südamerika als Sklaven gebracht wurden. Quelle
Samba – "mit ihren Ketten und Brandmarkungen mitgebracht"
…versucht man heute manche Tänze wie Samba oder Macumba als national-brasilianische zu deklarieren, so verschattet und verschiebt man damit künstlich die wirkliche Situation, denn diese Tänze und Riten sind von den Negern gleichzeitig mit ihren Ketten und Brandmarkungen mitgebracht worden.
Stefan Zweig, Brasilien, ein Land der Zukunft, Frankfurt 1984, S. 141
Über Ketten und Brandmarkungen schweigt man in Homberg, wie man schon in den vergangen Jahren zu den Gewaltexzessen der Reformation schwieg, wie auch von den grausamen Raubzügen aus der Zeit Hans Stadens in Südamerika. Homberger Museen verfälschen die Geschichte durch Weglassen und einen einseitigen Blickwinkel. Damit disqualifizieren sie sich als Kultur- und Bildungsstätten.
Es ist so, als würde man die zwölfjährige NS-Zeit nur mit den Olympischen Spiele in Berlin, den Kraft-durch-Freude Urlaubstage und der Raketenforschung in Peenemünde beschreiben. Es wäre eine Ungeheuerlichkeit. Aber bei weit zurückliegenden Zeiten wird in Homberg so verfahren. Vielleicht nach dem Motto "Es merkt ja keiner".
Diese Geschichtsverfälschung wird auch durch Lehrer der höheren Schulen weiter verbreitet, wie die Ausstellung von bildlichen Schülerarbeiten im Einkaufszentrum zeigt. Die Darstellungen beziehen sich nur auf das, was im Buch steht, was Hans Staden erzählen wollte. Selbst das, was er von sich selbst berichtet, wird übergangen.
In Homberg ist auch den Maßstab geschrumpft, wenn es von dem großen Samba-Wochenende spricht, bei dem zwölf Samba-Tänzerinnen auftreten sollen. In Bad Wildungen sind bei dem jährlichen Samba Fest über 300 „Sambistas“, die im letzten Jahr 10.000 Besucher anlockten.
Hans Staden, der Büchsenschütze
Er war als "Büchsenschütze" mit der derzeitig modernsten Waffentechnik vertraut, heuerte an, um andere Schiffe auf Kaperfahrt zu plündern, königlich erlaubte Seeräuberei. Das Schiff war für den Seekrieg gerüstet und brachte Gefangene zur Besiedelung nach Südamerika.
Diese Fakten verschweigt Homberg. Dass man geschichtliche Ereignisse im Kontext darstellen muss, scheint in Homberg noch nicht angekommen zu sein. Man pickt sich einige Details aus dem Gesamtgeschehen heraus, die für die Tagesaktualität oder die Unterhaltung brauchbar sind.
Rund 50 Jahre, nachdem Kolumbus das erste Mal die Karibik erreichte, war die Ausplünderung Südamerika schon weit entwickelt. Der hoch verschuldete Kaiser Karl V gab deshalb seinen Gläubigern, den reichsten Männern seiner Zeit, den Augsburger Kaufleuten Fugger und Welser das heutige Venezuela, (klein Venedig) zur Ausbeutung. Ein großer Teil der ursprünglichen Bevölkerung war bereits grausam vernichtet worden, Arbeitskräfte fehlten. Deshalb begann der Menschenhandel mit in Afrika erbeuteten Menschen, der sich in den folgenden 300 Jahren ausweitete. 12 bis 15 Millionen Menschen wurden verschleppt und zu Zwangsarbeit eingesetzt.
Hans Staden hat in diesem System mitgewirkt. Jetzt wird einer der Täter gefeiert, ohne den historischen Kontext darzustellen.
Quelle: https://www.slavevoyages.org/blog/overview-slave-trade-out-africa
Weitere Informationen zum transatlantischen Sklavenhandel:
https://www.slavevoyages.org/voyage/about#methodology/introduction/0/en/
Das Sklavenschiff
von Heinrich Heine
Auszüge:
Das Gedicht "Das Sklavenschiff" entstand Mitte des 19. Jahrhunderts. Zu der Zeit war die Sklaverei in Brasilien noch nicht abgeschafft, das geschah formal erst 1888. Brasilien war das letzte Land der westlichen Welt, das die Sklaverei abschaffte.
Heine beschreibt, wie die Gefangenen tanzen mussten, damit nicht durch die hohe Sterblichkeit die Verluste zu groß werden.
Aus dem Gedicht hier die wichtigsten Stellen zum Tanz