HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Das Wochenende soll ein Spektakel werden, sagt Organisator Bernd Herbold

Ausschnitt: Ankündigung der "Brasilianischen Nacht"
 

500. Geburtstag des Abenteurers

"Anlässlich des 500. Geburtstags des Abenteurers Hans Staden bietet die Stadt am Samstag und Sonntag, dem 15. und 16. Juni, brasilianische Folklore und heiße Rhythmen", so die HNA. Das Spektakel wird von dem SPD-Stadtrat und ehemaligen Gymnasial-Lehrer Bernd Herbold verantwortlich geleitet.

Das Geburtsjahr von Hans Staden wird in den Veröffentlichungen mit 1525 angegeben, trotzdem feiert man schon ein Jahr früher, weil 2026 das nächste große Ereignis in Homberg zelebriert werden soll, die Synode von 1527, die in der Stadtkirche statt fand. Nach der Synode mussten alle Landeskinder den katholischen Glauben durch den protestantischen ersetzen.

 
Was soll gefeiert werden?

Der 500. Geburtstag soll gefeiert werden. Warum, das erfährt der Leser der HNA nicht, die Organisatoren geben auch keine ausreichende Hinweise.
Der mal als "Abenteurer" oder als "Landsknecht" bezeichnete Hans Staden heuerte 1548 auf einem portugiesischen Kaperschiff als Landsknecht an, mit der besonderen Fähigkeit eines Büchsenschützen. Er war sicherlich gefragt, denn es galt, andere Schiffe zu kapern und auszurauben, mit königlicher Erlaubnis.

In Stadens ersten Seereise fuhr das Schiff zu der Stadt Kap Ghir und er schrieb darüber:

"Als wir uns dem Hafen näherten, kam ein voll beladenes Schiff heraus. Wir fuhren ihm nach und nahmen es, die Besatzung aber entkam in den Booten. Da sahen wir ein verlassenes Boot am Strande liegen, das wir zu den gekaperten Schiff recht gut gebrauche konnten, segelten heran und holten es uns. Die Mauren ritten eilig heran und wollten es verteidigen, konnten aber unter unserem Feuer nicht herankommen. – Mit unserer Beute, die aus Zucker, Mandeln, Datteln, Bockshäuten und Gummi Arabicum bestand, eine gute Schiffsladung voll, kehrten wir nach der Insel Madeira zurück. Quelle: Zwei Reisen nach Brasilien, S. 23


Soll einer dieser Raubzüge in Homberg gefeiert werden?

Der HNA-Leser erfährt:

Dort [Stadt Ubatuba] war der in Homberg geborene Abenteurer Hans Staden im 16. Jahrhundert in die Hände von Kannibalen gefallen und musste neun Monate um sein Leben fürchten. Nur durch eine List konnte er sich schließlich retten.

Für die Mojitos und Caipirinhas vom Cocktailstand wurden 16 Kisten Limetten geordert, verrät Herbold.
HNA 10.06.2024


Historischer Kontext

Von dem historischen Kontext dieser Reise verrät der Organisator des Spektakels nichts.

Als Kolumbus 1492 das erste Mal gen Westen segelte und die Karibik erreichte, wurde die Reise mit Geldern ermöglicht, die der Vertreter des Hauses Medici bereits durch Sklavenhandel für die europäischen Herrscherhäuser erworben hatten.
Bis Hans Staden 1548 nach Brasilien aufbrach, waren die dort zugänglichen Länder bereits auf grausame Weise ausgeraubt und verwüstet worden. Das war in Europa bereits ausführlich bekannt, denn die Augsburger Handelshäuser Fugger und Welser hatten sich bereits gut bedient, die Kunde davon hatte sich schon lange entlang der Handelswege verbreitet.
Venezuela war bereits von 1528 bis 1545 vom Kaiser Karl V als Kolonie an die Welser verpfändet gewesen.

 
Schweigen zu Kolonialismus und Rassismus

Wenn Homberg als ausrichtende Stadt nur den gefangenen Hans Staden im Blick hat, aber vor der Verwüstung des eroberten Landes, dem Völkermord und dem Sklavenhandel überwiegend schweigt, dann pflegt sie den rassistischen Blick auf die Geschichte. Wenn dann auch noch die Schule den Schülern die Aufgabe gibt, sich im Kunstunterricht mit Hans  Staden auseinander zu setzen und dabei die Klischees reproduziert werden, ohne den Blick auch auf den Kolonialismus zu richten, dann wird von der Schule auch ein Rassismus gepflegt, der nicht zu dem Anspruch passt eine "Schule gegen Rassismus" zu sein.

Für die Lateiner in der Schule: "Qui tacet consentire videtur" = Wer schweigt, von dem wird angenommen, dass er zustimmt."


 


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