HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Es gibt Geld, irgendetwas muss man bauen

Foto: Osterwiese oberhalb der Stadt am Burgberg

Die Stadtverordneten sollen am 2. September beschließen, am Burgberg oberhalb der Stadt einen Waldspielplatz „Aufbruch der Held*innen in den Wald“ zu bauen.
Die Kosten liegen zwischen 287.846,72 Euro und 339.540,32 Euro. Können aber auch erheblich davon abweichen schreibt das Ingenieurbüro.
 

Der Magistrat begründet die Baumaßnahme, die noch in diesem Jahr begonnen werden soll, so:

Die „Osterwiese“ am Rand des Burgbergs und angrenzend an das Schulgelände der Hermann-Schafft-Schule, bietet hohes Potenzial für verschiedene Nutzungen. Der ganze Bereich ist seit langem ein sehr beliebter Ziel- und Treffpunkt aller Generationen. Er wird von der Stadt Homberg gepflegt, beginnt aber sukzessive zu verwildern und ist stark unternutzt. Die fehlende soziale Kontrolle führt zudem zu Vandalismus im Bereich des Osterhäuschens, unter dem die Bausubstanz stark gelitten hat. Magistrat Sitzungsvorlage

Diese Begründung sollte man sich einmal Wort für Wort ansehen und versuchen, darin einen Sinn zu finden.


"Hohes Potenzial für verschiedene Nutzungen"

Was für Potenzial ist auf einer Wiese im Landschaftsschutzgebiet zu finden? Was ist daran "hoch"? Was meint "verschiedene Nutzungen"?
Zur Zeit ist ein Teil mit Blumen eingesät.

"beliebter Ziel- und Treffpunkt aller Generationen"

Das Gras auf der Wiese steht hoch, ganz offensichtlich hat sich da bisher niemand getroffen. Dann sollen sogar alle Generationen vom Kleinkind bis zum Greis zu den "beliebten Zielpunkt" gehen.

"von der Stadt Homberg gepflegt, beginnt aber sukzessive zu verwildern"

Wie sah die Pflege der Stadt dort aus? Vielleicht ist der Samen der Blumenwiese dort ausgestreut worden. Wieso beginnt die Osterwiese "sukzessive zu verwildern" wenn sie doch von der Stadt bisher gepflegt wird? Die Aussagen widersprechen sich.

"fehlende soziale Kontrolle …"

Wieso fehlt dort die soziale Kontrolle, wenn es doch ein beliebter Ziel- und Treffpunkt aller Generationen ist? Da müssten doch von dem Morgenspaziergänger bis abends, wenn die letzten Kinder heim müssen, immer eine soziale Kontrolle vorliegen. Auch diese Aussage ist nicht glaubwürdig.

"… führt zudem zu Vandalismus im Bereich des Osterhäuschens"

Vandalismus im Bereich des Osterhäuschens? Jahrzehntelang gab es dort keinen Vandalismus. in den 60er Jahren gab es dort Blumenrabatten, Bänke, Spaziergänger. Selbst 2016 war das Osterhäuschen noch weitgehend unversehrt, bis im Februar 2016 die Stadt das Startzeichen für den Vandalismus gab und einen großen Baum fällte. Der Baumstamm liegt noch immer etwas weiter unten im Wald.
Von diesem Zeitpunkt an ging es rasch abwärts mit dem Osterhäuschen.

  
"verschiedene Problemlagen"

Aufgrund der Unterversorgung mit öffentlichen Spielplatzflächen im Altstadtbereich bietet sich hier die Möglichkeit, mit der Anlage eines Spielplatzes verschiedene Problemlagen zu entschärfen.

Von welchen Problemlagen wird gesprochen? Findet dort Drogenhandel statt? Gibt es dort Schlägereien? Saufgelage? Lagerfeuer? Der Magistrat informiert nicht sachlich, er wirft Reizworte hin und hofft, dass die Stadtverordneten über das hingehaltene Stöckchen springen.

 

Was ist Dein liebster Spielwunsch für die Osterwiese?

Das fragte das beauftragte Ingenieurbüro per Fragebogen die Kinder über die Kitas und die Grundschule. Die Kinder durften dazu auch etwas malen.
Ob die Kinder überhaupt wussten wo die Osterwiese liegt? Fragen Sie einmal die Kinder in ihrer Nachbarschaft nach der Osterwiese. Welche Kinder kennen sie überhaupt?

Die Kinder konnten darin ihr Alter sowie Fragen zu ihren Spielvorlieben im Wohnumfeld sowie ihren liebsten Spielwunsch für die Osterwiese ankreuzen und durften auf einem vorbereiteten Malblatt dazu ein Bild malen.
Quelle

Wenn die Kinder auch nach Wünschen in ihrem Wohnumfeld befragt worden sind, warum sind diese Antworten nicht aufgeführt? Vielleicht wäre es zielführender, kleine Maßnahmen im Wohnumfeld zu realisieren, als im weit entfernten Wald am Burgberg. Welche Mutter wird ihr kleines Kind am Nachmittag in der Woche dort hin begleiten?

Warum wird nicht in Alternativen entschieden, zum Beispiel  preiswerten kleinen Maßnahmen im Wohnumfeld statt teurem Ausbau eines Waldspielplatzes fern ab von den Wohnungen?
   

Kosten des Waldspielplatzes Osterwiese

Die gesamten Baukosten können nach Angaben des Ingenieurbüros  brutto zwischen 287.846,72 €  und 339.540,32 € liegen. Dazu erklären die Verfasser:

Auf diverse Materiallieferungen sind derzeit Preisangaben nur mit einer Verbindlichkeit von wenigen Wochen/Tagen zu erhalten. Ebenso stellen sich Angebotspreis derzeit sehr volatil dar, insbesondere bei sehr kurzfristigen Umsetzungszeiten u.Ä.

Nach den bisherigen Erfahrungen mit den genannten Baukosten kann man ganz sicher davon ausgehen, dass am Ende ein Vielfaches davon heraus kommt. Siehe Ärztehaus, wo anfänglich ein Betrag von knapp 1 Mio. Euro genannt wurde, heute liegen die Kosten bei rund 6 Mio. Euro. Oder beim Multifunktionshaus, wo es auch stetig mit den Kosten aufwärts geht.
 

Fazit

Homberg ist seit Jahren süchtig nach Fördermitteln. Nicht umsonst spricht man von dem "süßen Gift" der Fördermittel. Die Politik der Stadt Homberg richtet sich nicht nach den Pflichtaufgaben und den Notwendigkeiten aus, sondern sucht Fördermittel, mit denen sie irgendetwas machen kann.
Ignoriert wird, dass einmalige Fördermittel auch immer Folgekosten nach sich ziehen, die dann jährlich anfallen.
Zur Suchtproblematik gehört auch der Realitätsverlust und die phrasenhafte Begründung für den Nachschub. Und die Fördermittelgeber sind freigiebig, sie lassen sich belügen und betrügen, das macht doch nichts, sie zahlen gern.
In der Suchtkommune muss nur irgend etwas gesucht werden, was man damit bauen kann, oder wie sonst das Geld ausgegeben werden kann. Wichtig ist nur, es mit viel Publicity zu tun, das fördert das kurzfristige Trugbild "Erfolg zu haben".

Irgendwann kommt das bittere Ende, kommt der Entzug, und der ist schmerzvoll.
Vor einer anstehenden Wahl werden schmerzhafte Entscheidungen vermieden, vor einer Wahl muss man mit Projekten Erfolg vorspielen. Am Ende zahlen die Bürger:innen.


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