Leerstände im Millionenprojekt Ärztehaus
Im Ärztehaus der Stadt überwiegt der Leerstand.
Die Millionenkosten sind bis heute nicht aufgeklärt.
Magistrat, Parteien und HNA schweigen darüber.
Der Belegungsplan auf dem Schild vor dem Eingang zu Ärztehaus.
DaVita
Zur Praxis Innere Medizin und Dialyse geht es im Erdgeschoss, die Dialyse ist im 1. Obergeschoss.
An der Praxistür ein handschriftliches Plakat:
Liebe Patienten/innen,
diese Praxis ist ab sofort nicht mehr besetzt.
Sie erreichen uns an folgenden Standorten:
MVZ DaVita Fritzlar – MVZ DaVita Ziegenhain
Die jetzt geschlossene Praxis von DaVita lag in einem neuen Anbau an das ehemalige Amtsgericht, der über einen verwinkelten Gang im Erdgeschoss zu erreichen ist, wo der handschriftliche Hinweis auf die geschlossene Praxis steht.
Im 1. Obergeschoss, wo bisher die dazu gehörige Dialyse war, ist alles dunkel und verschlossen.
Vor Jahren wurde für diese Ebene noch eine Rettungsbrücke über dem Innenhof gebaut, um nachträglich die Brandschutzauflagen zu erfüllen.
Das 2. Obergeschoss liegt im Dachgeschoss und darf nur eingeschränkt genutzt werden.
Früher stand hier eine Glaswand mit der Aufschrift: Internistische Praxis. Die Glaswand ist ausgebaut. Durch eine andere Glaswand ist ein Seminarraum zusehen, rechts eine hölzerne Wendeltreppe, die auf eine zweite Ebene des Dachgeschosses führt.
SAPV Palliativnetzwerk Schwalm-Eder
Im 2. Obergeschoss ist links ein Flur mit grauen Türen ohne Aufschrift. Nach dem Wegweiser am Eingang sollte hier eigentlich das Büro des SAPV sein.
AGZ Asklepios Gesundheitszentrum Außenstelle
Um dort hin zu kommen, muss das Erdgeschoss durchquert werden, dann die Treppe in den Keller hinunter, links runter bis zu drei Stufen (auch als Hebebühne zu benutzen) und dann rechts vor die Glastür der Praxis. Für diese Praxisräume war auch ein extra Eingang und ein Aufzug von der Webergasse gebaut worden. Dieser Zugang wird nicht mehr benutzt, es steht dort auch kein Hinweisschild.
Verplant, verbaut, verteuert – und kein Ende
In dem Ärztehaus gibt es allein drei große Aufzüge, sie werden nicht mehr gebraucht.
Für 1,1 Millionen Euro soll noch ein neuer Aufzug und Zugang gebaut werden.
200.000 Euro Planungskosten sind im Haushalt bereits dafür eingeplant.
Im Dachgeschoss ist bereits weiter umgebaut worden. Nach dem Grundriss, der 2019 dem Planungsbüro aus Gießen vorlagen sind Wände ausgebaut und ein große Raum neu geschaffen worden. Die Stadtverordneten haben davon nichts erfahren.
Das Ärztehaus wurde 2012 in Betrieb genommen. Obwohl die Brandschutzauflagen nicht gegeben waren, ließ die Bauaufsicht des Schwalm-Eder-Kreises die Nutzung zu.
Die HLG war zu der Zeit noch Eigentümer des Ärztehauses, es flossen verschiedene Fördermittel in den Umbau. Inzwischen hat die Stadt das Ärztehaus von der HLG übernommen. Die Stadt ist jetzt Eigentümer und verantwortlich.
Falsche Angaben
Das Ärztehaus wurde als Beispiel für Finanzierung in einer Veröffentlichung des Bundesinstitut für Stadt-, Bau- und Raumforschung besonders herausgestellt. Das Ärztehaus soll danach 1,9 Millionen Euro gekostet haben. Diese Angabe war falsch, wurde aber von Bürgermeister Dr. Nico Ritz als richtig abgezeichnet, er hatte den Autoren diese Zahl selbst gegeben.
Die Gesamtkosten dürften über 5 Mio. Euro liegen, schätzte Achim Jäger von der FWG, der auch Vorsitzender des Akteneinsichtsausschusses ist. Obwohl alles weiter ungeklärt ist, wurde nicht wieder zum Ausschuss eingeladen.
Bis heute ist die Kostenfrage nicht geklärt, weitere Kosten wurden verursacht.
Der Bürgermeister hatte 56 Akten an eine Hamburger Kanzlei geschickt, die ein Rechtsgutachten gefertigt haben soll, das bis heute nicht vorgelegt wurde. Auf Nachfrage nannte der Bürgermeister Anwaltskosten von mindestens 30.000 Euro.
Die Homberger Stadtverordneten und der Magistrat sehen anscheinend keine Notwendigkeit, die Öffentlichkeit über dieses Pleiteprojekt zu informieren, dem alle einst begeistert zugestimmt hatten. Auch die HNA schweigt dazu.