Flagge zeigen gegen Rassismus
Homberger Schülerarbeitsgruppen aus der Erich-Kästner-Schule (EKS) und dem Bundespräsident-Theodor-Heuss-Gymnasiums (BTHS) beteiligen sich an den "Internationalen Wochen gegen Rassismus" mit einem Projekt "Flagge zeigen gegen Rassismus"
Von Thomas Schattner
Seit dem Jahr 2012 gibt es im Schwalm-Eder-Kreis Veranstaltungen im Rahmen der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“. Und auch in der Stadt Homberg haben sich seit einigen Jahren in diesem Kontext vielfältige Angebote etabliert. Daran waren in den Jahren 2015 und 2018 auch Schüler*innen von Arbeitsgemeinschaften (AGs) des Bundespräsident-Theodor-Heuss-Gymnasiums (BTHS) beteiligt.
Trotz qualitativ hochwertigen und interessanten Angeboten sowie intensiver Pressearbeit ließ aber jeweils der Besuch der Veranstaltungsformate – so unterschiedlich sie inhaltlich und örtlich auch waren – zu wünschen übrig. Deshalb überlegte Lehrer Thomas Schattner von der Homberger BTHS, wie der Veranstaltungswoche mehr Präsenz in der Öffentlichkeit geschenkt werden könnte. Das Ergebnis dieser Überlegungen hat nun in Form von Flaggen und Bannern eine konkrete Gestalt angenommen.
Realisiert wird das Projekt von der BTHS-AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ (SoR) in Kooperation mit Schülern der Erich-Kästner-Schule (EKS) unter der Leitung von Gunnar Krosky sowie mit Judith Graap vom Internationalen Bund Südwest. Ermöglicht wurde die Herstellung der 100 mal 300 cm großen Fahnen durch großzügige finanzielle Unterstützung der Kreissparkasse Schwalm-Eder, der Doris-Wuppermann Stiftung, der Stadt Homberg und dem Frauennetzwerk Schwalm-Eder e.V.
Das Projekt „Flagge zeigen gegen Rassismus“ reagiert zudem auf die massenhaften Sticker an Homberger Ampelanlagen, Straßenlaternen, Abfallbehältern, etc. mit ihren ausländer-, fremden- und europafeindlichen Aussagen sowie rechten bzw. rechtsextremen Parolen der letzten Jahre und auf Hakenkreuzschmierereien wie jüngst z.B. an der Wernswiger Bushaltestelle. Geplant ist, dass vom 16. bis zum 29. März nach Möglichkeit an sehr vielen Flaggenmasten bzw. Flaggenhalterungen an den Häuserfassaden in Homberg jeweils eine Fahne zum Thema präsentiert wird. Dies betrifft alle öffentlichen Gebäude der Stadt, Ämter, Schulen, aber auch Firmen, Betriebe, Dienstleister, etc. Und auch Besitzer von privaten Fahnenmasten (z.B. in den Gärten) sind herzlich eingeladen, sich an diesem Projekt zu beteiligen. Zunächst ist die Finanzierung von 50 Fahnen gesichert. Dabei sind auch zwei Banner, welche an der Fußgängerbrücke zur Osterbachschule angebracht werden, um an die Banner „Frauen flüchten vor Refugees“ einer rechtsextremen Organisation zu erinnern, die ebenfalls dort im Mai 2017 hingen.
Sollte die Anzahl der Flaggen nicht ausreichen, wird diese im nächsten Jahr aufgestockt. Schließlich versteht sich das Projekt als eines, welches sich prozesshaft auch über mehrere Jahre hinziehen kann („art in process“). Im Sinn der Nachhaltigkeit ist geplant, dass jeder Interessierte sich bei den Organisatoren des Projekts melden kann, der eine solche Flagge bekommen möchte. Diese wird ihm von den Initiatoren des Projekts zukünftig kostenlos überlassen, mit der Bitte, die Fahne in diesem und in den folgenden Jahren immer im März für zwei Wochen im Rahmen der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. Die „Flaggenbesitzer“ werden immer zeitnah von den Organisatoren per Email rechtzeitig daran erinnert. Entworfen wurden die schwarz-weißen Fahnen bzw. Banner von Schüler*innen der BTHS in Zusammenarbeit mit Thomas Schattner bzw. der AG „SoR“ und EKS-Repräsentanten. Alle Mitwirkende hoffen, dass diese Aktion in Homberg Nachahmung in anderen Städten und Kommunen findet.
Da sich Thomas Schattner in diesem Jahr leider krankheitsbedingt nicht an den Aktivitäten vor Ort beteiligen kann, können die Interessenten die Fahnen bei Gunnar Krosky (poststelle@hr.homberg.schulverwaltung.hessen.de) und Judith Graap (Judith.Graap@ib.de) per Email bestellen. Diese setzen sich dann mit hoffentlich vielen Bestellern in Verbindung, um letzte Details der Übergabe, etc. zu klären.
Geschichte der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“
Ausgangspunkt der Wochen gegen Rassismus ist ein Ereignis der südafrikanischen Geschichte des Jahres 1960. Am 21. März dieses Jahres demonstrierten 20.000 Menschen friedlich in Sharpeville, um ihren Unmut gegen dem Apartheit-Regime bezüglich der diskriminierenden Passgesetze zu artikulieren. Doch der Staat antwortete mit Gewalt, am Ende des Tages gab es 69 tote und 180 verletzte Demonstranten zu beklagen. Aus diesem Grund rief 1966 die Generalversammlung der UNO den 21. März zum „Internationalen Tag für die Beseitigung der Rassendiskriminierung“ aus. Im Jahr 1979 wurde dieser Tag in eine alljährliche Aktionswoche der UNO eingebettet.
So wurde diese Woche in der Bundesrepublik bis zum Jahr 2007 begangen, ab dem Jahr 2008 erweiterte der Interkulturelle Rat das Format auf zwei Wochen, um der Vielzahl der Veranstaltungsangebote gerecht zu werden.
Seit dem 6. Mai 2014 plant und koordiniert die „Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus“ die jährliche UNO-Veranstaltung in der Bundesrepublik.