Denkmalpflege oder Fachwerk-Deko?
Denkmalpflege heißt: Denkmäler pflegen, bewahren, erhalten –
nicht Denkmäler verfälschen, beschädigen oder gar gänzlich zerstören.
Was unter Denkmalpflege zu verstehen ist, hat Michael Petzet knapp und eindeutig formuliert.
Michael Petzet war langjähriger Präsident des Internationalen Rats für Denkmalpflege und heute noch sein Ehrenpräsident, wie auch des Nationalen Rats für Denkmalpflege.
Mit dieser Definition ist ein Maßstab gesetzt, der von allen Fachleuten anerkannt ist. An diesem Maßstab sind die Arbeiten an dem historischen Erbe der Stadt zu messen. Viele Arbeiten, die von der Stadt beauftragt wurden, genügen diesem Maßstab nicht.
Wenn in der Bürgerschaft immer noch leichtfertig von notwendigem Abriss von Gebäuden gesprochen wird, dann weist das auf ein Versäumnis der Stadt hin. Es ist vielen Bürgern nicht bewusst, dass die gesamte Altstadt sei 1987 mit all ihren Gebäuden unter Denkmalschutz steht. Selbst den Verantwortlichen in der Stadt dürfte das nicht bekannt sein, sonst würden sie entsprechend aufklären.
Wenn Bürgermeister Dr. Ritz in der Fernsehsendung zum Leerstand in der Innenstadt selbst mit gewissen Stolz verkündet, er habe schon Gebäude abreißen lassen, dann fehlt das Bewusstsein von der Verantwortung für das historischer Erbe. Sollte ein Abriss eines Gebäudes unumgänglich sein, dann kann diese Entscheidung erst nach sorgfältiger Voruntersuchung und Abwägung von Alternativen getroffen werden. In Homberg ließ der Bürgermeister abreißen, ohne vorherige Schadensuntersuchungen und ohne die Folgen zu übersehen. Das hat nichts mit Denkmalpflege zu tun, das ist blinder Aktionismus.
Denkmalpflege fängt an bei der regelmäßigen Instandhaltung.
Wenn es um Instandsetzung geht, ist auch vorab gründlich zu prüfen, schreibt Petzet:
„Erster Grundsatz bei der Instandsetzung sollte sein: Jede Maßnahme ist nach gründlicher Prüfung auf das wirklich Notwendige zu beschränken!“ Verschiedene Ursachen, zum Beispiel Änderung der Nutzung oder die Erhöhung der Nutzungsanforderungen […] führen dazu, dass immer wieder gegen diesen Grundsatz verstoßen wird und es zu einer unnötigen tiefgreifenden Erneuerung kommt, bei der vom Denkmal fast nichts mehr übrigbleibt – von den erhöhten Kosten ganz abgesehen.“
Bei der Engelapotheke und dem Altstadtkindergarten sind die Folgen deutlich abzulesen, ebenso sind die überhöhten Kosten ein Zeichen dafür.
Weitere Maximen lauten:
Soweit wie möglich reparieren – nicht erneuern!
Reparieren in den traditionellen Materialien und Techniken!
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