verschleudert – vergeigt – versemmelt
Drei Jahre ist Bürgermeister Dr. Ritz im Amt. Seine großen Projekte: verschleudert – vergeigt – versemmelt.
Schon kurz nach seinem Amtsantritt wurden im Rathaus Pläne für die Umnutzung des Wallensteinschen Stiftes und des daneben stehenden Gebäudes vorgelegt. Hier waren einmal das ehemalige Landratsamt untergebracht, der Burgbergverein zeigte seine Ausstellung, die Musikschule hatte ihre Übungsräume, und für den Motorsportclub war auch noch Platz vorhanden. Den Stadtverordneten wurde etwas vorgegaukelt, am Ende war das Grundstück und das Gebäude verschenkt. Nicht einmal die Regeln der Gemeindeordnung wurden eingehalten. Es gab keinen Tagesordnungspunkt für diesen "Verkauf", wie es die HGO vorschreibt.
Der Burgbergverein, die Musikschule und der Motorsportverein wurden auf die Straße gesetzt. Die Forderungen, dass das Vermögen der Stadt zu seinem vollen Wert verkauft werden sollte, nannte Dr. Ritz eine "schmutzige Diskussion".
Foto: Blick in die Räume des ehemaligen Landratsamtes zwischen Freiheiter Straße und Busbahnhof.
Fazit:
Das Vermögen der Stadt wurde verschleudert.
Vergeigt
Die Reformation vor 500 Jahren sollte Touristenströme in die Stadt bringen, so wie sich das viele Städte in der Lutherdekade vorgestellt hatten. Die großen Erwartungen der kirchlichen Veranstalter gingen nicht in Erfüllung. Die Besucherzahlen blieben hinter den Erwartungen zurück, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung bereits im Juli feststellte, als sie konstatierte: Luther ist die Pleite des Jahres.
Der Kirchenhistoriker Prof. Thomas Kaufmann sieht die Ursache darin, dass nur Kirchenfunktionäre am Werk waren, nicht aber Theologieprofessoren und Staatsakteure. Damit fehlte die kritische Distanz. Kaufmann spricht von der Jubiläumsblase "mit phantastischen Zielen" und "hypertrophen Besuchererwartungen". Diese Blase ist inzwischen geplatzt, er spricht von einem "vergeigten Jubiläum". Das gilt auch für Homberg. Gehäkeltes Lutherbild, Wildblumen in Luther-Lettern und ein Laserstrahl über dem Berg sollte Touristen anziehen, in die Reformationsstadt Homberg zu kommen. Die Besucherströme kamen auch nicht nach Homberg. Selbst das "Haus der Reformation", das sich ab Jahresmitte 2017 in der Engelapotheke präsentieren wollte, schaffte es nicht in der vorgesehenen Zeit.
"Es ist zwar noch etwas Arbeit, aber 2017 wird ein gutes Jahr für Homberg“, so Ritz." HNA 18.8. 2016
Fazit:
Das Reformationsereignis wurde vergeigt.
Versemmelt
Das frei gewordene innerstädtische Areal des ehemaligen Autohauses Ulrich bietet eine große Chance für die Stadtentwicklung. Doch diese Chance wurde bereits mit dem ersten Schritt "versemmelt".
Gedanken an eine Mischnutzung wurden beiseite geschoben, weil der Projektentwickler Schoof daran kein Interesse hatte. Es musste ein Einkaufszentrum werden, denn das ist das, was Schoffs macht. Die Planung richtete sich an den Interessen des Projektentwicklers aus, und nicht an denen der Stadt.
Schon im ersten Schritt wurden vom Planungsbüro mit falschen, weit überhöhten Zahlen über die Kaufkraft geworben. Damit war von Anfang an die Basis falsch.
Von Anfang an wurde den Bürgern klar gemacht, dass ihr Wunsch, den alten Baumbestand auf dem Gelände zu behalten und in die Planung einzubeziehen, nicht entsprochen werden sollte. Es sollte die größtmögliche Verkaufsfläche realisiert werden. Da waren die Bäume im Weg.
Im weiteren Verlauf wurde deutlich, dass die Planung nur am grünen Tisch entstanden war, denn die benachbarte Schule mit dem Schülerverkehr wurde übersehen. In der Folge musste die gesamte Planung umgestellt werden. In der jüngsten Fassung sollten der größte Teil der Verkaufsflächen unterirdisch sein.
Die Planung ging nicht nur an den Interessen der Stadt und des Homberger Einzelhandels vorbei, sondern auch an denen der Handelsketten. Warum sollten sie sich in einer Stadt ansiedeln, die bereits über ein Überangebot an Verkaufsflächen verfügt?
Der Bürgermeister hat sich für die Projektentwickler ins Zeug gelegt, er hat sogar eine rechtswidrige Veränderungssperre befürwortet. Er hatte sie selbst dann nicht aufheben lassen, als er selbst wusste, dass hohe Schadensersatzforderungen drohten. Deutlicher konnte er nicht demonstrieren, für welche fremden Interessen er eintrat.
Noch wagen sich die Verantwortlichen und die Befürworter des Einkaufszentrums nicht öffentlich, das Scheitern einzugestehen. Es ist aber allein anhand der Fakten unvermeidlich. Die Bauzeit würde bis Ende 2018 gar nicht ausreichen. Die potentiellen Mieter des Handels haben ganz andere Sorgen, sie müssen sich auf die rasante Ausweitung des Onlinehandels einstellen. Und wie in der Stadt zu hören ist, besitzt der Projektentwickler keines der Grundstücke des Ulrich-Areals. Alles eine Luftnummer.
Fazit:
Die Chance eines Einkaufszentrums auf dem Ulrich-Areal: Versemmelt.