Reformation soll Homberg beleben
Heute am 31. Oktober 2016, am Reformationstag, beginnt das letzte Jahr der Lutherdekade.
1526 erarbeitete eine vom Landgrafen eingeladene Synode eine neue Kirchenordnung – die jedoch so nie in Kraft trat, da sie dem Reformator Luther als zu tiefgreifend erschien. Wikipedia
Dieser Beitrag Hombergs zur Reformation sollte die Stadt in der Lutherdekade (2008 – 2017) beleben und Reformationstouristen anziehen und die Stadt beleben.
2011:
Über die erhoffte Belebung schrieb die HNA über ein Haus der Reformation: "Was fehlt, ist Geld."
Auf der Homepage der Stadt war zu lesen:
"man werde sich um Fördergeld bemühen. 5 Mio. Euro seien in einem Topf vom Bund. Daraus erhoffe man sich eine große Portion."
"Im Rahmen der Lutherdekade im Jahre 2017 wird Homberg dann mit dem Thema Reformation auf allen Ebenen, wie Tourismus, Wissenschaft, Bildung u.v.m. vorne dabei sein."
"erfasse vor allem die geistigen und geistlichen Leistungen der Homberger Reformation."
2016:
Aus dem Fördertopf des Bundes floss kein Geld nach Homberg. Jetzt soll Geld aus dem europäischen LEADER-Programm und dem alten Programm Stadtumbau kommen, um die ehemalige Engelapotheke zu sanieren und danach ein "Haus der Reformation" im Erdgeschoss einzurichten. Das Gebäude ist eine Baustelle und wird es wohl bis in die Mitte des nächsten Jahres bleiben.
Homberger Veranstaltungsbroschüre zur Reformation
Um etwas zum Reformationsjahr vorzuzeigen, hat die Stadt eine Veranstaltungsbroschüre veröffentlicht.
In der Veranstaltungsbroschüre steht, wie die "geistigen und geistlichen Leistungen der Homberger Reformation" dargestellt werden, um so "vorne dabei zu sein".
Die Reformation wird in der Veranstaltungsbroschüre überwiegend durch Luther dargestellt, die anderen Reformatoren der damaligen Zeit kommen kaum vor.
Die sozialen Bedingungen zu Beginn des 16. Jahrhunderts, die eine geschichtliche Ursache für die Reformation waren, sind wenig erwähnt.
Auch die Auswirkungen der Reformation haben weniger Raum.
Eine historisch ausgewogene Darstellung müsste mehr beinhalten, und auch die Schattenseiten von Luther und der Reformation aufnehmen.
Homberg sollte die Trennung von Staat und Kirche auch auf kommunaler Ebene beachten und sich deshalb vor allem auf die geschichtlichen Auswirkungen der Reformation konzentrieren. Das Marketing kann den Kirchen überlassen bleiben.
Spuren der Reformation in Homberg
Der Dreißigjährig Krieg war eine Folge der Reformation, auch Homberg hatte das schmerzlich zu spüren bekommen. Die Stadt wurde zu einem großen Teil zerstört, auch die Burg. Das Haus der Reformation in der ehemaligen Engelapotheke wäre in einem Haus, das in Folge der Kriegszerstörung über den Gewölbekellern von zwei ehemaligen mittelalterlichen Häusern errichtet wurde.
Unmittelbare Auswirkung der Reformation
– Die Untertanen mussten den Glauben annehmen, für den sich die Fürsten entschieden hatten, sonst galten sie als Ungläubige, die den Tod verdienen.
– Die katholischen Klöster wurden geschlossen, das Eigentum und die Pfründe aus der Landwirtschaft gingen an die Fürsten, deren Reichtum sich damit mehrte. Dieser Zuwachs an Macht und Reichtum war ein starkes Motiv für die Durchsetzung der Reformation.
– Die soziale Not der Bauern wurde missachtet, ihr Aufbegehren blutig niedergeschlagen. Den Bauern predigte Luther Gehorsam gegenüber der Obrigkeit, denn die Obrigkeit erfülle Gottes Wille.
"Liebe und Wahrhaftigkeit"
Der Kulturring schreibt in der Veranstaltungsbroschüre zu der Veranstaltung "Play Luther":
Von Liebe und Wahrhaftigkeit ist bei Luther wenig zu finden, wohl aber von Gehorsam gegenüber der Obrigkeit, von Morden und Totschlagen gegen vielerlei Leute. Es ist nicht nach zu vollziehen, was wir "davon erhalten, behalten und praktizieren können", wenn der historische Kontext nicht ausreichend berücksichtigt wird.
Luther, ein früher Hass- und Gewaltprediger
Gläubige Christen verstehen unter Christ sein, Mitgefühl, Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Friedfertigkeit. Doch Luther predigte und schrieb:
… gegen die jüdische Bevölkerung
"Ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes, durchteufeltes Ding ist’s um diese Juden, so diese 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen. Wenn ich könnte, so würde ich ihn niederstrecken und in meinem Zorn mit dem Schwert durchbohren." Quelle
"Das man jre Synagoga oder Schule mit feur anstecke […] solches sol man thun, unserm Herrn und der Christenheit zu ehren damit Gott sehe, das wir Christen seien. – Zum anderen, das man auch jre Heuser des gleichen zerbreche und zerstöre […]" Quelle
… gegen Frauen
Der Tod im Kindbett ist nichts weiter als ein Sterben im edlen Werk und Gehorsam Gottes. Ob die Frauen sich aber auch müde und zuletzt tot tragen, das schadet nichts. Lass sie nur tot tragen, sie sind darum da.
"Die Zauberinnen sollst du nicht leben lassen… Es ist ein gerechtes Gesetz, dass sie getötet werden, sie richten viel Schaden an." Predigt 1526
… gegen andere Reformatoren
Andere Reformer haben die Kritik an der Kirche und an den sozialen Verhältnissen ebenfalls aufgegriffen. Es gab verschiedene Bewegungen, wie zum Beispiel die Waldenser und die Täufer. Diese Reformer wurden sowohl von der altgläubigen, wie von der neuen lutherischen Kirche verfolgt.
Der bedeutendste Humanist der Zeit, Erasmus von Rotterdam, stand nach anfänglichen guten Kontakten in Opposition zu Luther.
Luther sagte:
«Wer den Erasmus zerdrücke, der würget eine Wanze, und diese stinkt noch tot mehr als lebendig.»
… gegen die Bauern
"Solch wunderliche Zeiten sind jetzt, dass ein Volk den Himmel eher mit Blutvergießen verdienen kann denn anders sonst mit Beten … Steche, schlage, würge hie[r], wer da kann. Bleibst du darüber tot, wohl dir, einen seligeren Tod kannst du nimmermehr erlangen. Denn du stirbst im Gehorsam gegenüber dem göttlichen Wort und Befehl." aus: Wider die stürmenden Bauern.
"Prediger sind die allergrößten Totschläger. Denn sie ermahnen die Obrigkeit, dass sie entschlossen ihres Amtes walte und die Schädlinge bestrafe. Ich habe im Aufruhr alle Bauern erschlagen; all ihr Blut ist auf meinem Hals. Aber ich schiebe es auf unseren Herrgott; der hat mir befohlen, solches zu reden …" aus: Tischreden
… für den Krieg
"Zur Frage, ob man auch als Soldat in einem Gott wohlgefälligen Stand lebt … Denn die Hand, die das Schwert führt und tötet, ist dann auch nicht mehr eines Menschen Hand, sondern Gottes Hand, und nicht der Mensch, sondern Gott henkt, rädert, enthauptet, tötet und führt den Krieg. Das alles sind seine Werke und sein Gericht." (Zur Frage, ob man auch als Soldat in einem Gott wohlgefälligen Stand lebt")
In Bibel heißt es:
"Liebet eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen. Segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen " Matthäus 5, 44