HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Trenn- oder Mischkanalisation: Rechtliche Lage ist eindeutig

BildDer Homberger Niederlassungsleiter von Unger-Ingenieure nahm zu dem Beitrag über die gesetzliche Bestimmung zur Trennung von Schmutz- und Niederschlagswasser Stellung. Die Anschlüsse von Rückersfeld und von Steindorf seien nur für Schmutzwasser geplant worden. Es sei kein Mischwasserkanal gebaut worden.

 

 

 

 

 

 

Übersicht von Unger-Ingenieure, wo in Homberg Trennsysteme gebaut wurden:

In Homberg gibt es in den folgenden Bereichen Trennkanalisation:
– Osterbach
– Industriegebiet
– Industriegebiet-Süd (ehemaliges Kasernengelände)
– Berge
– Mühlhausen
– Holzhausen – Teilbereiche
– Hombergshausen
– Lengemannsau
– Relbehausen – zurzeit in der Ausführung
– Steindorf – zurzeit in der Ausführung
– Rückersfeld – zurzeit in der Ausführung
– Mardorfer Grube – zurzeit in der Ausführung
– Ronneberg – zurzeit in der Ausführung

In dieser Aufstellung sind die Ortsteile im Rinnebachtal (Waßmuthshausen, Rodemann, Almuthshausen) nicht aufgeführt. An anderer Stelle heißt es dazu im Unger-Schreiben:

Wenn die Möglichkeit bestand – wenn ein Gewässer vorhanden war – wurden zusätzlich in Teilbereichen ergänzende Regenwasserkanäle errichtet bzw. die alten "Bürgermeisterkanäle" saniert, um das Regenwasser aus den Außengebieten direkt in das Gewässer zu leiten und von der Kläranlage fern zu halten (z.B. in Waßmuthshausen, Rodemann und Allmuthshausen).

In großen Teilen der Stadt ist ein Mischwassersystem verbaut worden, in dem das Niederschlagswasser mit Abwasser verschmutzt wird, so auch im größten Stadtteil Wernswig und in der Altstadt.

Die Ausführung des Mischsystems in der Altstadt wird damit begründet, dass es nicht überall genügend Platz für die Verlegung von zwei Rohren gegeben habe.

Ein Trennsystem gibt es nur in wenigen Gebieten. Wie die Liste zeigt, vor allem auch erst in jüngster Zeit in den kleinen Siedlungsstellen.

Für die wenigen Häuser am Ronneberg wurde im November letzten Jahres als Plan noch ein Kanal durch das FFH-Gebiet gezeigt. Dieser soll nun nicht mehr verlegt werden, stattdessen wird eine kleine Kläranlage bei der Siedlung bebaut. Eine sparsame und vernünftige Lösung.

Für die beiden kleinen Orte Steindorf und Rückersfeld mit wenigen Einwohnern wurde keine Kleinkläranlage geplant, sondern ein Kanal durch den Wald bis nach Allmuthshausen verlegt. Der Kanal wäre auf 50 Jahre gerechnet wirtschaftlicher, hieß es. Den Stadtverordneten wurde eine große Berechnungstabelle vorgelegt, die wohl keiner verstanden hat. Ich jedenfalls nicht. Die Tabelle sollte die Wirtschaftlichkeit beweisen.

Wirtschaftlichkeits-Überlegungen von Unger-Ingenieure

Unger-Ingenieure ist es wichtig zu betonen, dass sie immer die wirtschaftlichste Lösung gesucht haben:

Gerade bei den kleinen Stadtteilen wäre eine strikte Umsetzung einer Trennkanalisation mit höheren Baukosten verbunden. Schmutzwasserleitungen müssen nach den technischen Regeln mindestens mit einem Durchmesser = DN 250 verlegt werden. Die Mischwasserkanäle bei kleinen Einzugsgebieten haben meistens nur einen Durchmesser = DN 300 bis 400. Die Mehrkosten für den etwas größeren Durchmesser liegen aber niedriger als die Ausführung von zwei Kanälen mit den erforderlichen Schächten für eine Trennkanalisation. Und dies noch mehr, wenn durch enge Straßen und alte Bebauung kein Platz vorhanden ist.

Diese Betrachtungsweise von Unger-Ingenieure blendet aus:

   dass damit nicht die gesetzliche Auflage erfüllt wird, sauberes Wasser nicht zu verschmutzen.

   dass damit auch das saubere Niederschlagswasser durch die Kläranlage geleitet wird.

   dass damit bei starkem Regen ein Verdünnungseffekt in der Kläranlage auftritt.

   dass die Regenüberlaufbecken bei Starkregen das schmutzige Wasser ungereinigt in das Gewässer abgeben.

   dass ein Kanal für Niederschlagswasser nur bis zur nächsten Einleitung in ein Gewässer gebaut zu werden braucht.

Wirtschaftlichkeits-Berechnungen sind keine Beweise
Eine Wirtschaftlichkeits-Berechnung ist immer eine Modellrechnung. Berechnet wird nur das, was in das Modell aufgenommen wird. Wie sich die aufgenommenen Faktoren in 50 Jahren verändern, kann keiner wissen, damit wird die Berechnung unsinnig. Vor 30 Jahren lag der Kapital-Zinssatz noch bei rund 5 Prozent. Wer damals gerechnet hat, hat die jetzigen Nullprozent-Sätze nicht vorausgesehen.

Ein Wirtschaftlichkeits-Berechnung kann man nur prüfen, wenn die getroffenen Annahmen offengelegt werden. Man kann jede Berechnung zu einen gewünschten Ergebnis bringen, dazu braucht man nur einige kleine Annahmen verändern, wie z.B. den angenommenen Zinssatz oder die Amortisationsdauer.

Wie wenig aussagekräftig die Wirtschaftlichkeits-Berechnung ist, kann man sich vorstellen, wenn man eine Extremwert einsetzt: Wenn zum Beispiel in Steindorf einmal nur noch ein Haus bewohnt wird, oder niemand mehr dort lebt, dann stimmt die ganze Rechnung nicht mehr.

Für die gesamte Infrastruktur gilt, dass die Kosten pro Einwohner steigen, je weniger Einwohner vorhanden sind. Bisher wird immer von der demographischen Entwicklung gesprochen. Bei der Infrastrukturplanung wird sie nicht berücksichtigt.

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