Das Abwasser GeschĂ€ft – ein schmutziges GeschĂ€ft
Seit 2002 ist die Verschuldung der Stadt extrem gestiegen und hat Rekordhöhe erreicht.
Als Grund wurden die hohen Kosten für den Kanalbau genannt und auf die EU-Vorschriften verwiesen, die daran schuld seien.
EU-Wasserrahmenrichtlinie von 2000 sagt, dass Gewässer und das Grundwasser vor Verschmutzung geschützt werden müssen. Schmutzwasser ist zu reinigen, bevor es in ein Gewässer eingeleitet wird. Ganz vernünftige Regeln. Doch was ist in der Praxis daraus gemacht worden?
Sauberes Wasser wird verschmutzt
Es wurden Kanäle gebaut, in denen sauberes Regenwasser mit Schmutzwasser verschmutzt wird, um es danach zu reinigen. In Homberg müssen die Kanäle ca. ein Drittel Schmutzwasser transportieren und ca. zwei Drittel Niederschlagswasser. Das Niederschlagswasser macht dabei besondere Probleme. Die Kanäle müssen so groß dimensioniert werden, dass sie auch die Menge bei einem Starkregen fassen können. Zusätzlich sind Regenrückhaltebecken oder Staukanäle gebaut worden.
Wenn nicht genug Regen fällt, wird das Schmutzwasser in den dann viel zu großen Rohren nicht richtig weggeschwemmt. Es muss zusätzlich Wasser zum Spülen eingeleitet werden. Aus den Gewässern darf das Spülwasser nicht entnommen werden, also wird mit Trinkwasser gespült. Da kostet.
Obwohl nur ca. ein Drittel Schmutzwasser anfällt, müssen die Kanäle auf die dreifache Menge ausgelegt werden. Das verteuert den Kanalbau, die Unterhaltung und die Abwasserreinigung.
Nach einem Starkregen kann der Reinigungsprozess gestört werden, wenn die Bakterien durch die starke Verdünnung nicht mehr genügend Nahrung erhalten.
Am Kanalbau konnten gute Gewinne gemacht werden. Nach der Wende wurden in Ostdeutschland überdimensionierte Kanal- und Kläranlagen gebaut, es lohnte sich für Einige.
Trennsystem ist billiger
Seit Jahren schon hätte bei Baumaßnahmen im Abwasserbereich auf ein Trennsystem umgerüstet werden müssen. Stattdessen wurden weiterhin überdimensioniert Kanäle gebaut, damit wird das saubere Niederschlagswasser weiter mit dem Schmutzwasser verunreinigt. Zuletzt für Steindorf, Rückersfeld und Allmuthshausen. Für den Ronneberg planen die Unger-Ingenieure wieder in alter Weise, obwohl sie es besser wissen müssten.
Die Bürger haben zu zahlen
Bei der Gebührenberechnung wurden lange nur danach gerechnet, wie viel Frischwasser bezogen wurde. Das Niederschlagswasser, das durch das Kanalnetz abgeleitet wird, wurde nicht mit den jeweiligen Verursachern zugerechnet. Erst ein Gerichtsentscheid brachte eine Änderung. Jetzt sollen die Kosten neutral, entsprechend nach der Menge Frischwasser und Niederschlagswasser aufgeteilt werden, das ist gerechter.
In Homberg sollen die Bürger weiterhin für den Schmutzwasseranteil mehr bezahlen als für das Niederschlagswasser, obwohl die das Niederschlagswasser die höheren Baukosten verursacht.
Trotz großer Baumaßnahmen wird das Wasser immer mehr belastet
Hessen ist zu 99 Prozent kanalisiert. Die Gewässer und das Grundwasser müssten sauber sein. Das Gegenteil ist der Fall. Grundwasser sind heute stärker belastet als früher. Die Gewässergüte soll bei 82 Prozent unter den EU-Vorgaben liegen.
Nachtrag vom 12.4.2016
Die Firma Unger hat zu diesem Beitrag Stellung genommen und Informationen vorgelegt, wo in Homberg Trennkanalisation verlegt ist. Dazu siehe den Beitrag:
Trenn- oder Mischkanalisation: Rechtliche Lage ist eindeutig
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