DurchdrĂŒcken statt Planen
Die Chance
Mit dem Ulrich-Areal steht eine zentrale Fläche in der Stadt zu neuer Nutzung zu Verfügung. Das ist eine Chance hier langfristige Weichen zu stellen. Diese Chance kann auch "versemmelt" werden, wie sich Bürgermeister Dr. Ritz ausdrückt.
Wer beim Zuknöpfen einer Jacke nicht beim ersten Knopf das dazugehörige Knopfloch findet, kann diesen Fehler nicht ausgleichen in dem er weiter knöpft. In einer solchen Situation heißt es nur neu anfangen, richtig anfangen.
In dieser Situation befindet sich auch Homberg mit dem Ulrich-Areal.
Projekt durchdrücken
Von Anfang an ging es nicht um eine Planung für die Stadt, sondern darum ein vorgefasstes Projekt eines Projektentwicklers durchzusetzen. Wahrscheinlich hat der Projektentwickler den Grundstückseigentümern den besten Preis geboten und so den Zuschlag erhalten. Der Projektentwickler hat versucht das Maximum an Verkaufsfläche auf dem Grundstück unterzubringen. Was störte soll weg, wie die großen Bäume. Die Anlieferung gegenüber des Haupteingangs der Schule, ohne auf die Bedürfnisse des Umfeldes zu achten.
Ein solches Durchdrücken eine Projektes hat zur Folge, was wir jetzt erleben. Es gibt Widerstand.
Umsichtige Planung
Eine gute Planung sieht anders aus. Am Anfang steht die Bestandsaufnahme der Werte auf dem Gelände und dem Umfeld. Was sollte als Wert erhalten bleiben? Was muss mit einbezogen werden in die Planung? Zum Beispiel der Schülerverkehr zur Schule, ein Problem, das offensichtlich schon länger bekannt ist.
Die Stadt und ihre Gremien hätten mit den Bürgern einen Diskussionsprozess einleiten müssen, welche Funktion dieses Gelände im Rahmen einer umfassenden Stadtentwicklung zukünftig haben sollte. Welche Mischungen von Funktionen wären positiv für die Entwicklung der gesamten Stadt?
Nachdem ein Anforderungsprofil erstellt und abgestimmt wäre, wäre ein Architektenwettbewerb eine gute Möglichkeit, neue Ideen von unbelasteten Architekten entwickeln zu lassen. Das hätte auch die Gewohnheiten beendet und neue Sichtweisen und Ausblicke ermöglicht.
Nichts von alle dem ist geschehen.
Das begleitende Architekturbüro ANP sollte nur die vorgefasste Lösung des Projektentwicklers "absichern" und dafür Akzeptanz schaffen. Das ist nicht gelungen, sonst müssten jetzt nicht "runde Tische" eingesetzt werden.
Warum wurden in die Planung für das Ulrich-Areal einige Grundstücke einbezogen und andere nicht?
Darauf gab es keine Antwort.
Wenn das Quartier neu geordnet werden soll, dann kann man doch nicht das Gelände mit dem bestehenden REWE-Markt und den Parkplätzen außen vor lassen. Dieses Gelände wurde einfach ausgeklammert.
Chancen nicht genutzt
Andreas Tischler, der Berater von Schoofs erläuterte, dass es zwischen der Ziegenhainer Straße und dem Stellbergsweg einen Höhenunterschied von 3 Meter gäbe. Das bietet doch Möglichkeiten mit der Stellflächen ganz anders umzugehen. Ein Blick zum Nachbar, zur AOK, hätte doch auf die Sprünge helfen können. Dort ist der Höhenunterschied dazu genutzt worden unter der Bürofläche Parkplätze auszuweisen.
Für ein Einkaufszentrum böte das den Vorteil, dass der Einkauf nicht im strömenden Regen auf dem Dach vom Einkaufswagen in den Kofferraum umgepackt werden muss, unter Dach, geschützt vor Wind und Wetter wäre das ein Vorteil. Beim Herkulesmarkt im Osterbach nutzen das die Kunden gern.
Der Zugang zu dem geplanten neuen REWE-Markt von der Seite am Stellbergsweg geht durch einen langen schmalen Schacht über die Rollsteige nach oben. Ist ein solcher Schlauchzugang etwa attraktiv? Es ist eine Notlösung aber keine ansprechende und einladende Architektur.
Baumgruppe ist eine Quartiersqualität
Die vorhandene großen Bäume werten das Quartier auf, sie müssen nur in die Planung einbezogen werden.
Wie wichtig den Bürgen der Erhalt der Bäume ist, zeigte bereits der Bürgerworkshop im Juni. Alle drei Arbeitsgruppen setzten sich für die Bäume ein, die Planer setzten sich über dieses Votum hinweg. Eben Bürgerbeteiligung nach Homberger Art.
Als der 70-jährige Otto Pirn eine 100-jährigen Kastanie durch Besetzung des Baumes retten wollte, erhielt er viel Zustimmung aus der Bevölkerung. Für die Strafzahlungen spendeten die Bürger über 1.500 Euro. Ein Zeichen, mit wieviel Engagement sich Homberger für den Erhalt der Bäume einsetzen, bzw, den Widerstand unterstützen.. Das sollte auch den Projektentwicklern zu denken geben. Mit dem Abholzen schaffen sie sich keine Freunde in Homberg und somit auch keine Kunden für ihre Mieter.
Fensterloser Kasten
Das Einkaufszentrum ist weitgehendst ein fensterloser, eingeschossiger Flachbau. Der größte Teil der Verkaufsflächen muss künstlich beleuchtet werden, während moderne Konzepte sich öffnen und mit mehr Tageslicht arbeiten, schon um den Energieverbrauch niedrig zu halten.
Foto: Fürstengalerie Bad Wildungen. EKZ mit vergleichbaren Baukonzept.
Zu der umliegenden Nutzung schließt sich der Entwurf ab und hat nur drei Zugänge zu der innenliegenden Passage. Wie in den Städten zu beobachten ist, werden diese "öffentlichen Areale" nach Geschäftsschluss abgeschlossen, dann ist auch Ende mit der "Belebung".
Mit einer gemischten Nutzung könnte statt des großen Flachbaus eine aufgelockerte Bebauung mit teilweise bis zu 3 Stockwerken entstehen, die die Höhen der Sparkasse aufnimmt. Nicht als Deko-Giebel sondern als Nutzraum. Auf diese Weise könnte eine Nutzfläche geschaffen werden, die der jetzigen ebenerdigen entspricht.
Dies sind nur einige Aspekte, die bei einer umfassenden Planung einfließen könnten
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