Schöne Aussicht auf 2015?
Mit Sekt zum Neujahrsempfang werben und Wasser kredenzen. Wie schrieb schon Heinrich Heine im Wintermärchen:
"Sie sang das alte Entsagungslied,
Das Eiapopeia vom Himmel,
Womit man einlullt, wenn es greint,
Das Volk, den großen Lümmel.
Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
Ich kenn auch die Herren Verfasser;
Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser."
Das Entsagungslied stimmte Bürgermeister Dr. Ritz wohlweislich noch nicht an. Die Entsagungen im neuen Haushalt hätten die Stimmung nur getrübt, so kurz vor der Landratswahl. das hätte dem heimlichen Wahlkampf nicht gut getan, zu dem sich auch Bernd Siebert MdB nicht nehmen ließ zu erscheinen.
Als Aussicht für 2015 nannte Ritz die kommende Planung für das Gelände der Firma Opel-Ulrich zwischen Kasseler Staße und Bindeweg und die zwingend notwendige zu schaffende Nahversorgung in der Altstadt. Mehr hat er nicht genannt.
Transparente Planung für Opel-Gelände
Nachdem die Firma Opel-Ulrich ihren Geschäftsbetrieb an den Kreisel im Osterbach verlegt hat, steht das Gelände und die Gebäude weitgehend leer. Eine Planungen zur Nachnutzung scheint es auf privater Seite schon länger zu geben, wie aus verschiedenen Anzeichen zu erkennen ist.
Das Gelände ist als Mischgebiet ausgewiesen, somit sind viele Möglichkeiten offen und die planungsrechtlichen Einflussmöglichkeiten der Stadt begrenzt.
Es ist sicherlich vernünftig, neue Nutzungen in Abstimmung mit der Stadt durchzuführen, ein möglicher Investor hat allerdings relativ freie Hand.
(Auszug aus dem Flächennutzungsplan, zum Vergrößern anklicken)
Insofern hat die Ankündigung von Dr. Ritz keine all zu große Bedeutung, wenn er einen offenen und transparenten Planungsprozess ankündigt.
Gemessen an den bisherigen Erfahrungen im ersten Halbjahr seiner Amtszeit ist noch nicht viel von Offenheit und Transparenz zu erkennen.
Wo war die Offenheit und Transparenz?
Bis heute ist nicht bekannt, was beim Verkauf des ehemaligen Landratsamtes dazu gehört – nur das Gebäude, oder auch die Teile des Busbahnhofs? Auch von der Gestaltung des Neubaus mit dem aufgesetzten Stockwerk sind nicht viel mehr als zwei Zeichnungen bekannt. Wenn verkauft ist, hat die Stadt kaum noch Mitsprachmöglichkeit bei der Gestaltung. Wo es keine Mitwirkungsrechte gibt, kann leicht offene und transparente Planung angekündigt werden.
Außerdem hat der Bürgermeister Dr. Ritz fast zeitgleich geschrieben:
"wir sind weiterhin der Meinung, dass die Berichterstattung in der HNA und in Homberg Aktuell ausreicht, um die Homberger Bürgerinnen und Bürger umfassend zu informieren,"
Das sagt alles, die spärlichen Infos müssen reichen wie bisher. Mehr gibt es nicht, basta.
Der Homberger Hingucker bleibt also weiterhin notwendig.
Nahversorgung Altstadt
Alle Jahre wieder, mal Einkaufszentrum, mal Nahversorgung, dann Einkaufpassage und nun wieder Nahversorgung. Seit der Sparladen am Marktplatz aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen hat, kommt das Thema immer wieder hoch.
2003 überraschte der damals neue Bürgermeister Wagner auf seinem ersten Neujahrsempfang mit dem Plan eines Einkaufszentrum am Markt Ost, siehe nebenstehenden Plan.
Der Plan verschwand wieder in der Versenkung, lediglich das Parkdeck wurde weiter verfolgt und dafür wurden schon über 100.000,- Euro zum Fenster hinausgeworfen, ohne dasss gebaut wurde.
Jetzt spricht Dr. Ritz wieder von einer Nahversorgung für die Altstadt die "zwingend" notwendig sei. Von 800 Bewohnern der Altstadt kann kein Lebensmittelgeschäft wirtschaftlich bestehen. Auch mit subventioniertem Personal hat das keine wirtschaftliche Zukunft, wie gerade der Nachbarschaftsladen in Körle gezeigt hat, er schließt. Dabei stand dort sowohl Tegut als auch die Diakonie dahinter.
Wer braucht zwingend die Nahversorgung?
Vom Marktplatz bis zum Rewe im Stellbergweg sind es 500 Meter. Von einem zwingenden Handlungsdruck kann keine Rede sein, viele Homberger haben weitere Weg bis zum nächsten Einkaufsladen. Wo kommt also der "Zwang" her? Gibt es im geheimen bereits ein neues Projekt, das unbedingt durchgedrückt werden muss, wie der 1-Euro-Verkauf des ehemaligen Landratsamtes?
Wieso will sich die Stadt um die Nahversorgung kümmern und überlässt das nicht der Privatwirtschaft? Die CDU hat doch jahrelang propagiert, Private können es besser. Außerdem gibt es in der Innenstadt genügend große Verkaufsflächen, die jederzeit angemietet werden können. Am Markt gut 400 qm des ehemaligen Sparladens, in der Untergasse 250 qm.
Wir werden bald zu sehen bekommen, wie es mit der Offenheit und Transparenz ausschaut. Die Erwartungen sollten nicht zu hoch gesteckt werden.
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