Zur Homberger Presselandschaft
Regionale Presse ist regionale Monopol-Presse.
Es gibt nur wenige Regionen, wo es konkurrierende Regionalzeitungen gibt. Die Folgen dieser Monopolstellung ist bekannt, es gibt eine einseitige, gelenkten Berichterstattung. Am Beispiel Homberg kann ist zu sehen, wie sich ein solch verharmlosender Journalismus auswirkt. Er singnalisiert den Amtsinhabern, dass man über vieles hinwegsehen werde. Anstelle Fakten zu prüfen, beteiligen sich die Blätter am Schüren von Emotionen.
Der Fall Schmidtkunz
Den Hombergern ist der Redakteur Gerald Schmidtkunz vom kostenlosen Anzeigenblatt Homberger Anzeiger vielleicht noch in Erinnerung. Seine Namen findet man schon seit längerem nicht mehr in dem Blatt.
Schmidtkunz wurde von dem Verlag MB-media in Witzenhausen fristlos entlassen. Was war geschehen? Darüber der folgende Auszug aus dem Verdi-Bericht "Pressefreiheit in Witzenhausen ein Witz"
"Gerald Schmidtkunz, 52, wurde fristlos entlassen, weil er im Internetportal des Anzeigenblattes aus dem MB-Media-Verlag ein Foto von der 1. Mai-Kundgebung einstellte. Darauf war das ver.di-Transparent mit der Aufschrift „Mindestlohn – auch für Zeitungszusteller“ zu sehen.
Auf der verlagseigenen Homepage für deren Mindestlohn zu werben, hielt der Verlag für „grob illoyal“. Auch das Argument des Redaktionsleiters, dass es zu seiner Pflicht als Journalist gehöre, über Veranstaltungen zu berichten, ließ der Verlag nicht gelten. Von wegen Journalist. Er solle mal nicht so tun, als sei er bei der FAZ, erklärte der Anwalt des Verlags vor dem Arbeitsgericht in Kassel. „Sie dürfen nicht schreiben, was Sie wollen, Sie dürfen nichts gegen Edeka und andere Großkunden schreiben.“
Gerald Schmidtkunz hatte gegen seine fristlose Entlassung geklagt. Der gestrige Kammertermin im Arbeitsgericht endete mit einem Vergleich. Die fristlose Kündigung wurde zurückgezogen, der Redakteur erhält sein Gehalt rückwirkend ab Mai bis Ende Oktober und für den Verlust seines Arbeitsplatzes eine Abfindung. Die Summe ist allerdings noch davon abhängig, ob die Verlagsgeschäftsführung zustimmt. Sein Ziel, wieder eingestellt zu werden, hatte der Redakteur allerdings nicht erreicht.
Er habe sich nur deshalb auf eine Abfindung eingelassen, erklärte er, weil er davon ausgeht, dass die gesamte Redaktion geschlossen werde. Tatsächlich überlegt der Verlag die Redaktion dichtzumachen und die Aufgaben an eine andere Firma zu vergeben, sagte der Anwalt des Verlages vor Gericht. Die neue Firma hat bereits eine Stellenanzeige aufgegeben. Ansprechpartnerin ist Petra Goßmann, laut Handelsregister gleichzeitig Prokuristin beim MB-Media Verlag, der Schmidtkunz entließ und die Redaktion schließen möchte.
Das Anzeigenblatt aus dem MB-Media Verlag gehört zur Extra Tip Mediengruppe mit Geschäftsführer Daniel Schöningh, Neffe des Zeitungsverlegers Dirk Ippen. Das Ippen-Imperium mit seiner verschachtelten Unternehmensstruktur zählt zu den zehn größten Zeitungskonzernen in Deutschland und zeichnet sich dadurch aus, dass bei Tageszeitungen und Druckereien keine Tarifverträge anerkannt werden. Verleger Ippen präsentiert sich öffentlich gern als Hüter der Pressefreiheit. „Nicht die Medien müssen vor der Politik Angst haben“, sagte er einmal, „sondern die Politik vor den Medien“. In Russland, wo es keine richtige Pressefreiheit gebe, lebten Journalisten, die sich kritisch äußerten, gefährlich. Manchmal gilt das offensichtlich auch für Redakteure bei einem Ippen-Anzeigenblatt, die nur ihren Job tun.
Verflechtung zwischen HNA -Ippen-Konzern und MB-Media-Verlag
Über die Verflechtung vom Homberger Anzeiger aus dem MB-Media-Verlag und der HNA, die zur Ippengruppe gehört kann man mehr in einem ältern Bericht von 2003 von Verdi lesen.
siehe auch:
HNA: Maulkorb für die Lokalredakteurin
HNA-Bericht über Asbest fehlerhaft
:: DOKUMENTATION ::
Aus dem Archiv der Verdi Zeitschrift für den Mediensektor: Menschen machen Medien von 2003
https://mmm.verdi.de/archiv/2003/07-08/print/alle_tippen_fuer_ippen
Mit freundlicher Genehmigung der Pressestelle Verdi
Alle tippen für Ippen
Monopolisierung der Presselandschaft in Kassel und Nordhessen