Ein neues MĂ€rchen: Stadtumbau in Homberg:
"Kleinstadt Homberg (Efze)" stellt ihre erfolgreichen Stadtumbau-Projekte in einer Broschüre des Bundesbauministeriums vor.
Ein Verfasser des Textes ist nicht genannt, doch die Informationen weisen die Handschrift auf, die schon von andern Jubelprojekten bekannt ist. Es ist wieder ein Märchenprojekt geworden.
"Erfolgreiche Projekte und Planungen"
oder
Aufgeblasene Planer-Phrasen
"Schon vor 2005 gab es Diskussionen und konkrete Überlegungen zur Umgestaltung des zentralen Homberger Altstadtbereichs, die 2004 in der Planung für den Umbau von
Kirch- und Marktplatz mündeten."
Anmerkung: Seit den 80er-Jahren gibt es die Diskussion, wie der Durchgangsverkehr und besonders der Schwerlastverkehr zum Basaltwerk aus der Stadt herausgehalten werden kann. Nordumgehung war das Stichwort. Im Sommer 2002 wurde sie eingeweiht. Damit war der Weg frei für die Kanalsanierung in der Altstadt und der nachfolgenden Neugestaltung des Straßenraums und des Marktplatzes. 2001 wurde das Parkraumkonzept der Uni Kassel veröffentlicht, Grundlage um den Marktplatz autofrei zu bekommen indem an der Wallstraße Parkplätze zum Ausgleich geschaffen werden.
"Optimierung der topografischen Abfolge…"
"Im Zuge des Umbaus (des Markt- und Kirchplatzes) ist es gelungen, den unterhalb der Stadtkirche liegenden bisher vor allem nur zum Parken genutzten Marktplatz mit dem erhöht liegenden Kirchplatz durch eine Optimierung der topografischen Abfolgen mit Treppen und Rampen sowie der Freilegung eines kleinen Bachlaufes zu verbinden."
Anmerkung: "Optimierung der topografischen Abfolge mit Treppen und Rampen" ist eine schwülstige Beschreibung für die teilweise Reparatur der bisherigen Treppen. Rampen sucht man vergeblich.
"Freilegung eines kleinen Bachlaufes"
Es gibt auf dem Marktplatz keinen freigelegten Bach nur einen künstliche Wasserlauf, der durch Pumpen in Umlauf gesetzt und durch Filter in neu angelegten technischen Bauwerken unter dem Marktplatz sauber gehalten wird. Kosten knapp 500.000 Euro für die Wasserspiele.
Barriere reduzierende Oberfläche
Beide Plätze erhielten zudem eine Barriere reduzierende Oberfläche.
Anmerkung: Was ist eine Barriere reduzierende Oberfläche? Zwischen dem Marktplatz und den Ebene entlang der Schirnen ist der Höhenunterschied nnur über mehrere Stufen zu überwinden. Selbst der Antrag wenigsten nachträglich eine Rampe für Kinderwagen und Rollatoren zu bauen wurde abgelehnt.
Ärztehaus
"So entstand die Idee, das ehemalige Amtsgericht zu einem Ärztehaus umzunutzen. Ende 2011 starteten die Umbauarbeiten, Mitte 2012 konnten nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts drei Facharztpraxen in das Erdgeschoss einziehen."
Anmerkung: Das Kreiskirchenamt wollte in das ehemalige Amtsgericht einziehen. Der Vertrag war unterschriftsreif. Teure Umbauten wären nicht nötig gewesen.
Das Kreiskirchenamt erhielt in letzter Minute die Räume nicht. Nach Vorstellung des angestellten Architekten Jochen Gontermann sollte es ein Ärztehause werden. Die Rahmenbedingungen hat er vorab wohl nicht geprüft. Nach 2 Jahren Betrieb gibt es noch keine Bauabnahme, keinen ausreichenden Brandschutz, keine ausreichenden Stellplätze. Die Mitarbeiter müssen den Abfall in die Container in der gegenüberliegenden Straße tragen. Krankentransporte und Lieferungen erfolgen mühselig über viel zu steile Rampen.
Zehn Facharztpraxen
"Nach der Fertigstellung 2014 sollen bis zu zehn Facharztpraxen im neuen Ärztehaus ansässig sein."
Anmerkung: Im August 2014 befinden sich nur drei Arztpraxen im Altbau und dem Anbau, dem so genanten 2. Bauabschnitt. Im Obergeschoss des Anbaus geht seit mehren Monaten nichts weiter. Selbst wenn dieser Bau abgeschlossen würde, gäbe es nur Platz für eine weitere Praxis, entsprechend dem Erdgeschoss.
Einkaufszentrum Marktplatz Ost
"Vorgesehen sind ca. 5.000 bis 7.000 m² Verkaufsfläche, durch die bislang fehlende Flächenangebote für großflächigen Einzelhandel in der Altstadt ergänzt werden sollen."
Anmerkung: Bisher wurde den Homberger nur von 4000 m² Verkaufsfläche berichtet. Woher die Kaufkraft dafür kommen soll, ist rätselhaft, zumal es in dem Bericht auch heißt:
"Aufgrund der aktuellen demografischen Entwicklungen ergeben sich jedoch neue Herausforderungen:
[…] Die dadurch [Bevölkerungsrückgang] schwindende Kaufkraft führt zu Geschäftsschließungen in der Altstadt, die deshalb an Attraktivität verliert und wiederum weniger Käufer anlockt. "
Die Einzelhandelsstudie der GMA bescheinigte Homberg bereits jetzt ein ausreichendes und vielfältiges Angebot.
In den Plänen sind noch eine Fülle von weiteren Ungereimtheiten zu finden, ausgehöhlte Fachwerkhäuser bis auf die Fassade, Zugebaute Fenster und Hauseingänge, keine ausreichend große Anlieferungsmöglichkeit usw.
Den Hombergern wurde erzählt, im Kreis der hessischen Denkmalpfleger würde man bereits vom "Homberger Modell" sprechen. Nichts davon ist wahr.
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