WahlrĂŒckblick und Ausblick
Die Vorstellung der Bürgermeisterkandidaten beim HNA-Lesertreff interessierte weit mehr Bürger, als die Stadthalle fassen konnte. Bei der Auszählung der Wahergebnisse dagegen war das Bürgerinteresse abgefallen und die jeweiligen Anhänger der Kandidaten bestimmten das Bild.
Waren nach Auszählung der kleinen Wahlkreise, deren Ergebnisse zuerst eintrafen, noch von einem Kopf an Kopf-Rennen zwischen Opitz und Ritz auszugehen, verschob sich der Stimmenanteil später deutlich zu Gunsten von Ritz.
Dr. Eibe Hinrichs
Kandidat Eibe Hinrichs verließ als erster den Saal, nachdem die Egebnisse eindeutig wurden mit den Worten: Das System Wagner geht weiter.
Hinrichs konnte in der Wahl durch eine realistische Analyse der Homberger Verhältnisse punkten. Seine Aussagen zur weiteren Nutzung der Gebäude des ehemaligen Krankenhauses überzeugten nicht.
Dr. Dirk Richhardt
Zielsicher fand er immer wieder Fettnäpfchen, in die er trat. Angefangen mit der Vermischung von seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins und seiner Kandidatur, die er im Stadtmarketingverein verkündete. Seine Äußerungen zu dem Unternehmen B. Braun war Anlass von deutlichen Worten von Seiten von Unternehmensangehörigen beim HNA-Lesertreff.
Gänzlich disqualifizierte er sich durch seine Plakatierung am Geländer des Kirchplatzes und am Zaun um das Hans-Stadten-Schiff der THS, das von der Firma B.Braun Melsungen wieder aus Brasilien zurück gebracht wurde. Seine Fixierung auf das Thema Reformation, selbst beim Thema Kauf der Krone, zeigt fehlende Sensibilität.
Obwohl er als unabhängiger Kandidat wahrgenommen werden wollte, zeigte sich, dass er vor allem von dem Stadtmarketinverein, dem Architekten Gontermann und dem Bürgermeister unterstützt wurde.
Dr. Stefan Markus Giebel
Giebel war schon gar nicht erst in die Stadthalle zur Bekanntgabe der Wahlergebnisse gekommen. Er hatte wohl gespürt, dass er nicht nur in der SPD sondern auch bei den Bürgern keinen Anklang gefunden hat. Wenn er die Frage der Mobilität auf dem Lande in den Mittelpunkt stellt, ist das zwar ein Thema, dem man sich auch stellen muss, doch im Augenblick waren ganz andere Themen vorrangig. Doch zu den Kasernen, dem Grundstücksverkauf an Althaus, dem Kauf der Krone durfte er wohl nichts sagen.
Zunehmend mehr Hinweise – auch aus der SPD – verdichten den Verdacht, dass er nur als Scheinkandidat von den SPD-Strategen eingesetzt wurden, als ein schwacher Kandidat, der dem System Wagner nicht gefährlich werden kann. Erschreckend wie schnell der Fraktionsvorsitzende Gerlach sich für die Wahl von Ritz einsetzte, noch bevor die Partei darüber beraten hatte.
Dr. Nico Ritz und Markus Opitz gehen in die Stichwahl
Mit der Stichwahl am 15. Juni fällt die Entscheidung nicht nur über zwei Bürgermeisterkandidaten, sondern auch über die weitere Politik in Homberg.
Wie werden sich die Wähler entscheiden, die bisher ihre Stimme den anderen Kandidaten gaben?
Wer bisher noch nicht gewählt hat, hat jetzt mit seiner Stimme Gewicht die Zukunft für Homberg mit zu bestimmen.
Die Parteistrategen von CDU, SPD und FDP mögen ihre Wahl getroffen und ihre Mitglieder ausgerichtet haben, die Meinung der Wähler steht nicht unter Fraktionszwang, sie entscheiden nach eigenen Einsichten und eigenen Interessen. Es wird spannend.
Markus Opitz
Die FWG stellte Markus Opitz als Kandidat auf, nachdem die SPD mit der Präsentation des Kandidaten Giebel vorgeprescht war. Opitz kommt aus der Kommunalpolitik und aus der Kommunalverwaltung. Es schafft Vertrauen, dass er das System Wagner durchblicken und aufarbeiten kann. Das bewies er in zahlreichen Fachgesprächen, die Bürger mit ihm führten, wobei er juristisch sattelfest war und nicht drumherum redete. Die FWG, die hinter ihm steht, ist seit Jahren die einzige Gruppierung in der Stadtverordnetenversammlung, die sich als Opposition gegen den Niedergang der Stadt durch Bürgermeister Martin Wagner gestellt hat. Das ist ein Garant für die Zukunft.
Dr. Nico Ritz
Ritz erwarb sich Sympathie durch ungeschönte Beschreibung der Homberger Verhältnisse. Er stellte sich gegen die Kaufpläne für die Krone und das Krankenhausgebäude. Er verlangte auch die Rückabwicklung des Grundstücksverkaufs an Althaus. Damit zeigte er sich unabhängig gegenüber der CDU-Meinung, die ihn aufstellte und unterstützt.
Als er bei der Auszählung der Wahlkreise die Stimmenmehrheit erlangte, bekam er in der Stadthalle von zahlreichen Besuchern Beifall. Es zeigt, er hat seine Fangemeinde, zu der aber auch diejenigen gehören, die vom System Wagner profitierten und es stützten. Das irritiert.
Obwohl er seine Parteiunabhängigkeit betont, bleiben Zweifel. Im Magistrat und in der Stadtverordnetenversammlung braucht er Unterstützung, er bleibt auf die CDU-Mitglieder angewiesen, die das Homberger Desaster und die Rechtsbrüche zu verantworten haben. Wird er am Ende, trotz bester Absichten, nicht zu einem Vollstrecker des bestehenden Interessennetzwerkes geformt werden?