Marketing nach Homberger Art
"Aus der Stadtverwaltung ist eine Bürgerverwaltung geworden. Der Bürger ist „Kunde“, und Kunden werden gut bedient."
So stellte sich Bürgemeister Martin Wagner vor der Wahl 2008 dar.
Was ein Homberger Ehepaar erlebte hat, hat damit nichts zu tun. Am Morgen mussten sie das Homberger Bad verlassen, weil sie früh schwimmen wollten und statt einer Jahresbadekarte eine Zehnerkarte benutzten. So berichtete die HNA am 10.7.2010
Wie reagiert der Bürgermeister auf die Nachfrage der HNA?
Entschuldigt hat sich der Bürgermeister bei den "Kunden" nach dem Zeitungsbericht nicht.
Statt das Problem für den "Kunden" zu lösen, spricht er von der Vorrangigkeit der Schwimmbadtechnik, der Wasserhygiene, von Haftungsausschluss und rechtlichen Problemen.
Das ist genau das, was man unter Beamtenmentalität versteht. Von Kundenorientierung zeugt das nicht, das ist ein Beispiel von schlechtem Marketing.
Es wäre doch ein einfaches gewesen, den Frühschwimmern anzubieten, den Haftungsausschluss zu unterschreiben und die Sache wäre kundengerecht gelöst gewesen. Aber nein, so weit kommt der Marketingfachmann Martin Wagner nicht.
DruckansichtDokumentation
1. Selbstdarstellung auf der Homepage
10.1997 bis 06.2002: Alleinverantwortlicher Geschäftsführer der MIT Spangenberg Gesellschaft für Marketing, Innovation und Touristik mbH in 34286 Spangenberg
Tätigkeitsschwerpunkte:
Erarbeitung und Umsetzung eines profilierten Stadtmarketingkonzepts (dabei ist Stadtmarketing Teil eines Stadtentwicklungskonzepts und hat die Funktion eines umfassenden Konzepts auf der Grundlage eines ganzheitlichen Leitbilds für die Entwicklung einer Kommune sowie ihrer Leistungen für Bürger, Wirtschaft, Kultur, Tourismus etc.)
" Wirtschaftsförderung
" Touristik
" Kultur und Veranstaltungen (Konzept, Organisation und Durchführung)
" Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
" Städtepartnerschaften
2. HNA-Artikel, hier dokumentiert, da der Link der HNA nur kurze Zeit verfügbar ist.
20100710 HNA Fritzlar-Homberger_Allgemeine
Kein Sprung ins kalte Wasser
Ohne Jahreskarte kein Frühschwimmen: Ehepaar musste an einem Morgen das Homberger Bad verlassen
Morgens ist die Welt in Ordnung und das Becken leer: Wer eine Jahresbadekarte hat, kann im Homberger Freibad schon zwischen 7 und 9 Uhr seine Runden ziehen. Mit Einzelkarten aber ist das aus versicherungsrechtlichen Gründen nicht möglich. Foto: Brandau
Von Claudia Brandau
Homberg. Jahrelang war ein Homberger Ehepaar bereits früh am Morgen im Freibad schwimmen gegangen. Schon zwischen 7 und 9 Uhr ziehen dort die Frühschwimmer im Sommer ihre Runden.
In diesem Jahr verzichteten die beiden Schwimmer auf den Kauf ihrer Jahreskarte. Der Mai war nass und kalt, die Kinder schon zu diversen Freizeiten angemeldet – die Familie sparte sich die Investition, kaufte sich stattdessen Zehnerkarten für den vergünstigten Besuch im Freibad Erleborn. Jetzt wollte das Ehepaar wieder seine alte Gewohnheit des frühen Badens aufnehmen.
Weil morgens das Kassenhäuschen noch nicht besetzt ist, legten sie je eine Eintrittskarte hin und machten sich bereit zum Sprung ins Becken.
Die Ehefrau zog bereits die ersten Runden im Wasser, als sie vom Schwimmmeister erfuhr, dass ihre Zehnerkarte sie zwar zum normalen Badebetrieb, nicht aber zum Frühschwimmen berechtige: Das Ehepaar musste Becken und Bad verlassen. "Das ist doch ein Unding", sagen sie.
Stadt sagt: Alles korrekt
Nein, sagt Bürgermeister Martin Wagner, das sei kein Unding, das sei einfach nur die Regel. Der Schwimmmeister habe sich korrekt verhalten und nach den Vorschriften gerichtet, als er dem Homberger Paar erklärte, dass es nur mit Jahreskarte das Bad so früh am Morgen nutzen könne.
Die Stadt komme den Badegästen ohnehin mit der Frühschwimmerregelung sehr entgegen: Sie können bereits ab 7 Uhr baden gehen – allerdings ohne jede Aufsicht.
Denn der Schwimmmeister, so Martin Wagner, müsse sich vor der regulären Öffnungszeit vor allem um die Technik kümmern, die für hygienisch einwandfreies Wasser sorgt. Um daraus eventuell entstehende rechtliche Probleme zu vermeiden, müssen die Badegäste – allesamt Jahreskarteninhaber und damit dem Schwimmmeister bekannte Gesichter – einen so genannten Haftungsausschluss unterschreiben.
Mit dieser Unterschrift sei der Schwimmbadbesuch ohne Badeaufsicht und noch vor der eigentlichen Öffnung auf ein rechtlich sicheres Fundament gestellt, sagt Büroleiter Joachim Bottenhorn. Auch er betont den Servicecharakter, den die frühe Öffnungszeit den Hombergern biete.
Doch gerade weil der Schwimmmeister zu dieser Uhrzeit so viel in Sachen technischer Wartung zu tun habe, sei weder der Verkauf von Einzeltickets noch ein ganz normaler Badebetrieb möglich. Die Zahl der Frühschwimmer halte sich erfahrungsgemäß in Grenzen. Die Stadt wolle viele Ziele auf einmal verfolgen: zum einen eine hygienisch einwandfreie Wasserqualität bieten, zum anderen ein attraktives Angebot machen, zum dritten sich natürlich auch rechtlich absichern. "Das ist ein schmaler Grat, auf dem wir wandeln", sagt Bottenhorn. Trotzdem wolle die Stadt grundsätzlich am Angebot festhalten.
Für das Homberger Ehepaar heißt das also, dass es in dieser Saison nicht mehr so früh zum Schwimmen gehen wird – oder doch noch Geld in eine Jahreskarte investieren muss.