HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Was die Sprache verrÀt

Die Sprache verrät oft mehr als der Sprecher beabsichtigt, bei genauem Hinhören offenbart sich der Geist, der hindurchklingt.

Zwei Beispiele aus Homberg

1. Übel ausmerzen
Hr4 sendete am 16.1.2009 eine Nachricht über die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Herrn Dreytza, der sie nur annehmen will, wenn die Ehrenbürgerwürde von Hitler und Göring aufgehoben wird. Dazu äußert sich der Stadtverordnetenvorsteher Bernd Pfeiffer:

"Ich habe davon gehört, habe mich mit unserem Bürgermeister kurz geschlossen. Wir haben gesagt, in der nächsten Stadtverordnetensitzung wird dieses Übel ausgemerzt."

a) Der Stadtverordnetenvorsteher wendet sich an den Bürgermeister, die gemeinsam beschließen das Übel auszumerzen. Sie greifen damit der Stadtverordnetenversammlung vor, nur die kann diese Entscheidung treffen. In dem Satzteil wird sichtbar, dass der Bürgermeister über die Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung bestimmt, was wohl auch den Tatsachen entspricht, insofern sich die Mehrheitsfraktionen von ihm bestimmen lassen.

b) Der Stadtverordnetenvorsteher sagt nicht: ich habe mich mit den Fraktionen kurzgeschlossen und alle haben signalisiert, dass sie einen Aufhebungsbeschluss zustimmen werden. Das wäre der korrekte Weg.

c) Welches Übel soll ausgemerzt werden? Dass die Ehrenbürgerschaft in Homberg noch nicht aufgehoben worden ist? Dass Homberg durch dieses Übel wieder hessenweit bekannt gemacht wird? Dass Herr Dreytza beharrlich auf der Aufhebung besteht?
Wohl oder Übel, schwarz oder weiß, richtig oder falsch, Freund oder Feind. Ein solches Denken atmet keinen demokratischen Geist.

d) "ausgemerzt": Dieses Wort ist in der NS-Zeit sehr beliebt gewesen. Es entsprach damals der "political correctness".
Literaturhinweis: Victor Klemperer: LTI – Lingua Tertii Imperii. Notizbuch eines Philologen. 15. Auflage, Reclam, Leipzig 1996, ISBN 3-379-00125-2;

2. Protokollarische Rangordnung
Anlässlich der Gedenkveranstaltung zum 9. November in 2008 wurde Herr Pfeiffer von den Veranstaltern mit den Worten: "In Vertretung von Herrn Bürgermeister Wagner spricht Herr Pfeiffer" vorgestellt.
Herr Pfeiffer ist als Stadtverordnetenvorsteher Vertreter der Bürgerschaft, er steht protokollarisch an erster Stelle. Der Bürgermeister wird von der Stadtverordnetenversammlung beauftragt und kontrolliert. Wenn der Stadtverordnetenvorsteher als Vertreter des Bürgermeisters auftritt, unterstellt er sich dem Bürgermeister und dreht die demokratische Ordnung auf den Kopf.

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